Seine Opern sind legendär. Wer das italienische Musiktheater liebt, kommt nicht um Verdi herum. Doch sein Platz an der „Opernspitze“ blieb nicht unangefochten.
Der größte Gegenspieler Verdis war Richard Wagner, der im selben Jahr wie Verdi geboren wurde. Wann Verdi genau zur Welt kam, bleibt unklar. Entweder am 9. Oder am 10. Oktober 1813.
Ins Taufregister wurde Verdi am 11. Oktober 1813 aufgenommen. Dort heißt es, dass er am vorherigen Abend geboren wurde. Verdi selbst nahm aber den 9. Oktober als den Tag seiner Geburt an. Vielleicht lag es daran, dass die Tage von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang gerechnet wurden. Zu 100 Prozent lässt sich die Frage bis heute nicht beantworten.
Der kleine Giuseppe wuchs in einfachen Verhältnissen auf (sein Vater war Gastwirt und Kleinbauer). Und doch war sein außergewöhnliches Talent schon früh erkennbar. Von einem Organisten erhielt er Musikunterricht und kam mit Unterstützung des Mäzens Antonio Barezzi an ein Gymnasium in Busseto. Kurz darauf waren seine musikalischen Kenntnisse schon so gut, dass er den Dorforganisten vertrat, welcher in der Nähe seiner Schule tätig war. Schon 1834 wurde Verdi Organist und ein Jahr später Musikdirektor in Busseto.
1836 heiratete Verdi die Tochter seines Mäzens, Margherita. Sie bekamen zwei Kinder, die beide in ihrem zweiten Lebensjahr starben. Fast ein Jahr später starb auch Verdis Frau im Alter von 26 Jahren. Zu dieser Zeit arbeitete Verdi an seiner Oper „Oberto conte di San Bonifacio“, die bei der Aufführung heftigen Pfiffen ausgesetzt war. Nach all diesen Schicksalsschlägen, beschloss Giuseppe Verdi in tiefer Trauer, das Komponieren ein für alle Mal aufzugeben.
Nach einem Jahr gelang es dem Direktor der Mailänder Scala, Verdi zu überreden, wieder eine Oper zu Komponieren. Glücklicherweise stimmte Verdi zu und komponierte die Oper „Nabucco“, welche ein Sensationserfolg war und Verdi wurde weltweit als der „führende italienische Opernkomponist“ angesehen.
Die Trilogie „Rigoletto“, „Il trovatore“ und „La traviata“ bilden den Höhepunkt seines Schaffens und etablierten ihn endgültig als berühmtesten italienischen Komponisten. Die drei Opern zählen auch heute noch zu den beliebtesten Opern überhaupt und werden regelmäßig auf der ganzen Welt aufgeführt. Der literarische Maßstab lag sehr hoch. Verdi verarbeitete Texte von Victor Hugo, William Shakespeare, Voltaire und Friedrich Schiller.
Mit 48 Jahren ist Verdi international berühmt. Er arbeitete an der Pariser Oper, am Mariinski-Theater in St. Petersburg und für die Weltausstellung in London. Zur Einweihung der Oper in Kairo und zur Eröffnung des Sueskanals wurde Verdis „Rigoletto“ gespielt. Der ägyptische Vizekönig Ismail Pascha muss von Verdis Werken begeistert gewesen sein, denn er wünschte sich von Verdi in der nächsten Saison eine Oper für sein Haus. Verdi stimmte zu und kurz darauf entstand seine Oper „Aida“.
Eigentlich war Verdi mit seinen Erfolgen so zufrieden, dass er sich anderen Dingen zuwandte. Sein Verleger Giulio Ricordi gab sich mit dem Erreichten noch nicht endgültig zufrieden. Er organisierte eine Zusammenarbeit mit Arrigo Boito, der zu dieser Zeit schon ein bekannter Schriftsteller und Komponist war, sodass Verdi mit über 70 Jahren wieder zur Feder griff und seine reifsten Opern schrieb, zu denen „Otello“ und seine letzte Oper „Falstaff“ gehören.
Sein Schaffen knüpft an die Leistungen von anderen großen Komponisten an, wie Gioachino Rossini, Vincenzo Bellini und Gaetano Donizetti. Jedoch hebt sich Verdis Stil deutlich von ihnen ab. Man nennt ihn auch den „Reformator der italienischen Oper“. Im Mittelpunkt der Verdi-Opern steht das Menschliche und Natürliche in Tragik und Humor. Im Gegensatz zu Richard Wagner tritt das Orchester bei Verdi eher in den Hintergrund, was keinesfalls bedeutet, dass das Orchester bei Verdi nicht prachtvoll und raffiniert war.
Zu den größten Meisterwerken Verdis zählt auch die Oper „Don Carlos“. Besonders beeindruckend ist die Melodieführung, bei der er sich sehr von seinen Vorgängern abhebt und der Grund für seinen dramatischen Ausdruck ist. Ebenfalls fällt Verdis Musik durch die musikalische Charakterisierung der Figuren auf. Im Vergleich zu seinen Frühwerken, wird bei Don Carlos die Rolle des Orchesters stärker betont.
Dank seiner einzigartigen Erfolge konnte sich Verdi einen Traum verwirklichen und sich ein Landgut in Sant’Agata leisten. Er selbst sagte „Bis Mitternacht bin ich noch Maestro Verdi, dann werde ich wieder zum Bauern.“ In die Entwicklung und Verbesserung des Gutes investierte er viel Zeit und Energie. Schließlich zog sich Verdi ganz auf seinen Landsitz zurück und kümmerte sich um die Bewirtung des Gutes.
Verdi war keineswegs egoistisch und kümmerte sich nur um sein eigenes Gut, sondern auch um seine Umgebung. Dank seines Zutuns wurden Straßen gebaut und ausgebessert, die Wälder wurden wieder aufgeforstet, Bauernhäuser errichtet, Gräben eingedämmt und sogar ein kleines Spital gebaut.
Verdi muss sich so wohl gefühlt haben, dass er das Landgut nur noch verließ, um Konzerte und Opern zu dirigieren. In dieser Zeit errichtete Verdi auch ein Altersheim für ehemalige Musiker und wurde 1874 zum Senator des Königreichs Italien ernannt.
Den Klängen von Giuseppe Verdi können Sie auch bei Klassik Radio Select lauschen.
(T. Helssen)