Schiller

DJ zwischen den WeltenSchiller

Mit Schiller ist hier nicht der Dichter gemeint, der die Weimarer Klassik prägte, sondern das Musikprojekt Schiller.

SchillerFoto: © Annemone Taake

Schiller liegt eine klassische Musikausbildung zugrunde

Ursprünglich handelt es sich bei Schiller – gegründet 1998 – um Christopher von Deylen und Mirko von Schlieffen. Von Deylen, der das Projekt schnell ohne seinen Partner weiterführte, wurde 1970 in Visselhövede bei Hamburg geboren. Er begann im Kindesalter Klavier zu spielen, hatte in seinem Lehrer einen Mentor, der selbst auch offen für elektronische Musik war. Mit seiner Musik schafft er es, riesige Musikhallen zu füllen und konnte bisher alle Alben in den Charts platzieren.

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Ein Projekt der Gegensätze

Seit über zwei Dekaden operiert der Musiker in seinen ganz eigenen Parametern, die sich oft weit abseits, ja bisweilen sogar komplett gegen den Strom bewegen. Ein Verfechter von Alternativen, von neuen Ansätzen und der Idee, elektronische Popmusik neu zu denken. Einer, der sich nicht um jeden Preis dem Konsens ergeben will, sondern nach immer neuen Wegen sucht. Und das in aller Kompromisslosigkeit, wenn es sein muss. Das muss es, wie von Deylen mit Schiller demonstriert. Ein Projekt der kultivierten Gegensätze, der ästhetischen Brüche und der eleganten Widersprüche.

Ich tue gerne das Gegenteil dessen, was man üblicherweise so macht.

Zahlreiche Kooperationen mit Pop-Künstlern

Alleine tritt von Deylen in den seltensten Fällen auf: Er liebt den großen Auftritt. Darum hat er bei seinen Projekten immer wieder andere Musiker an seiner Seite. Peter Heppner, Depeche Mode und Colbie Caillet haben mit ihm gearbeitet. In den letzten Jahren kooperierte er vermehrt mit Klassikkünstlern. Er geht regelmäßig auf Tour, auch international, und spielt vielfach vor ausverkauften Häusern. 2018 zum Beispiel begeisterte er seine Fans in Teheran.

Schiller zusammen mit Anna Netrebko

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Schiller vereint elektronische Musik mit Klassik

2006 gab Schiller ein Konzert gemeinsam mit dem Filmorchester Babelsberg zum 150. Todestag von Heinrich Heine. Mit dem Klassik-Star Lang Lang produzierte er den Song „Time for Dreams“, der als Erkennungsmelodie der Olympischen Sommerspiele 2008 beim ZDF genutzt wurde. Weitere Kooperationen ging er mit Klassik-Bekanntheiten wie der Sopranistin Anna Netrebko, dem Oboisten Albrecht Mayer oder der Pianistin Hélène Grimaud ein.

Schiller und Quaeschning bei der Arbeit in Berlin

Vielfach ausgezeichnet, immer offen für Neues

Mit seinen bisher veröffentlichten und vielfach Edelmetall-gekürten Longplayern hat Schiller die deutsche Popmusik wie kaum ein Zweiter geprägt; vier der Alben konnten jeweils in Folge den 1. Platz der deutschen Charts entern. Ende Oktober 2020 hat der Klangforscher unter eigenem Namen die Nummer-Eins-Scheibe „Colors“ vorgelegt.

Seit Mai 2021 macht Schiller Städte hörbar. Nachdem er sich auf ausgedehnten Weltreisen zu millionenfach verkauften Alben wie „Opus“ (2013), „Future“ (2016) oder „Morgenstund“ (2019) inspirieren ließ, kehrt von Deylen mit „Summer In Berlin“ musikalisch zurück in die Stadt, die er 2015 zugunsten seiner kreativen Heimatlosigkeit verließ.

Ich liebe die Realitätsflucht und die Möglichkeit, mit meinen Stücken kleine Filme in den Köpfen des Hörers entstehen zu lassen.

So klingt Berlin

Die 20-minütige Großstadtsymphonie „Der Klang der Stadt“ nimmt den Hörer mit auf eine aufregenden Reise durch die Historie, Geographie und kantig-schöne Gloriole Berlins. Angefangen bei der Philharmonie mit ihren klassizistisch-orchestralen Klängen, weiter in den von orientalischen Oud-Loops dominierten Cross-Culture-Kiezen bis tief hinein ins nächtliche Clubleben und schließlich der frühmorgendlichen Chill-Out mit zurückgelehnten Afterhour-Sounds.

„Summer In Berlin“ ist Late Night-Stimmung in der City. Eine rauschhafte Gefühlssafari zwischen nokturner Slowmotion-Melancholie, meditativen Rückzugsmomenten und pulsierenden Basslinien, wie Schiller mit den Singles „Micacle“ (Schiller x Tricia McTeague), „Der goldene Engel“ oder „Summer In Berlin“ (Schiller x Alphaville) demonstriert. Das akustische Tor zu einer versteckten Twilight-Zone.

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Nach dem entschleunigten Heavenly-Voices-Popsong „Better Now“ (Schiller x Janet Devlin), dem technoiden „Metropolis“ oder dem treibenden „Guardian Angel“ (Schiller x Tricia McTeague) klingt das Album mit dem ebenfalls fast 20-minütigen Closing-Epos „Dem Himmel so nah“ aus. Schillers Schulterblick auf das majestätische Chaos der Stadt, bevor sich die aufgestaute Restenergie im Sample eines frühmorgendlichen Sommergewitters entlädt.

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