Bei dem Namen Howard Shore denken die meisten wahrscheinlich zuerst an die Filmmusik zu „Der Herr der Ringe“.
Howard Shore wurde am 18. Oktober 1946 in Toronto, Kanada, geboren. Schon bevor er zehn wurde, begann er selbst Musik zu machen. Er lernte verschiedene Instrumente und spielte in einigen kleineren Bands. Schon bald war ihm klar, dass er Musik auch später beruflich machen wollte und so besuchte er nach der High School das Berklee College of Music in Boston. Nach seinem Abschluss spielte er für drei Jahre in der kanadischen Band Lighthouse, die Rockmusik mit Jazz, Klassik und Swing mixte. Er spielte in dieser Band Saxophon, Flöte und Trompete.
Erste Bekanntheit erreichte Shore durch sein Mitwirken in der amerikanischen Comedy-Show „Saturday Night Live“. Entwickler und Produzent der Show, Lorne Michaels, ist ein guter Freund von ihm. Die beiden lernten sich bereits als Kinder in einem Sommercamp kennen.
Howard Shore wurde erster musikalischer Leiter der „Saturday Night Live Band“ und komponierte Musik für die Show. Außerdem trat er in verschiedenen musikalischen Sketchen auf, zum Beispiel als „Howard Shore and his All-Nurse Band“ oder „Howard Shore and the Shore Patrol“. An einem Abend trat er gemeinsam mit Dan Aykroyd und John Belushi als „Howard Shore and his All-Bee Band“ auf. Sie waren als Bienen verkleidet und gaben das Lied „I’m a King Bee“ zum Besten. Howard Shore soll derjenige gewesen sein, der Aykroyd und Belushi später den Namen „Blues Brothers“ für ihre Band vorschlug.
Du musst auf den Film hören, er sagt die Wahrheit. Er sagt Dir – wenn Du ihm zuhörst – was Du brauchst, um diese Geschichte zu erzählen.
Howard Shore (Deutschlandfunk)
Während seiner Zeit bei „Saturday Night Live“ begann Shore auch erste Erfahrungen im Bereich der Filmmusik zu sammeln. Aus seiner Anfangszeit sticht hier vor allem die Zusammenarbeit mit dem Regisseur David Cronenberg hervor, mit dem er gemeinsam an insgesamt an 15 Filmen arbeitete. Shore erzählte in einem Interview1, dass er und Cronenberg in derselben Nachbarschaft aufgewachsen seien. Shore kannte ein paar von Cronenbergs Filmen und sie hatten ein paar gemeinsame Freunde. Nach eigenen Angaben brauchte Shore allerdings Jahre bis er sich traute, Cronenberg anzusprechen. Schließlich fand er doch den Mut und fragte ihn, ob er die Musik zu dem Film „Die Brut“ schreiben könne. Cronenberg stimmte zu und damit begann eine jahrelange Zusammenarbeit.
Zu über 60 Filmen hat Shore bisher die Filmmusik geschrieben. Vor allem bei Literaturverfilmungen hat er dabei eine besondere Vorgehensweise: Er orientiert sich für seine Komposition nicht an dem Film, sondern an dem Buch, das als Vorlage für den Film diente. So war es auch bei seiner Musik zu „Der Herr der Ringe“. Dieses Projekt, an dem er insgesamt vier Jahre arbeitete, bezeichnet er als herausforderndste und dankbarste Aufgabe seiner Karriere und es kann wohl auch als sein Hauptwerk gesehen werden.
Bevor er mit dem Komponieren begann, studierte Shore ausführlich Wagners Leitmotiv-Prinzip, das er dann auch bei seiner Filmmusik anwandte. Außerdem besuchte er das Filmset in Neuseeland, wo auch einige seiner Kompositionen entstanden. Seine Mühen wurden belohnt: Neben vielen anderen Preisen gewann er für seine Filmmusik zu „Der Herr der Ringe“ insgesamt drei Oscars, vier Grammys und zwei Golden Globes. Später arrangierte Shore die Musik zu den Filmen zu einer aus sechs Sätzen bestehenden Suite für den Konzertsaal: „The Lord of the Rings Symphony“. Das Werk hat eine Spielzeit von etwa zwei Stunden.
Shores Kompositionen beschränken sich keinesfalls nur auf Filmmusik. So schrieb er zum 150. Geburtstag der Kaufhauskette Macy‘s eine Fanfare für die „Wanamaker Organ“, die größte spielbare Orgel der Welt, die sich in einem dieser Kaufhäuser befindet. Außerdem komponierte Shore eine Oper: „The Fly“. Das Libretto dazu stammt von Henry Hwang und basiert lose auf dem gleichnamigen Film von David Cronenberg. Die Oper wurde 2008 uraufgeführt, Plácido Domingo dirigierte.
2010 folgte ein Klavierkonzert für Lang Lang. Das Werk mit dem Titel „Ruin and Memory“ wurde im Rahmen des Beijing Music Festivals 2010 uraufgeführt. 2012 gab das American Symphony Orchestra ein Cellokonzert für die Cellistin Sophie Shao in Auftrag.
Wie erfolgreich Shore mit seinen Kompositionen ist, zeigt sich auch an seinen zahlreichen Auszeichnungen: Insgesamt gewann er schon über 70 Filmpreise und erhielt über 90 weitere Nominierungen.
Bildcredit: Sam Santos, Canadian Film Centre, CC BY 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/2.0>, via Wikimedia Commons