Als Klaviervirtuose, Förderer und Schwiegervater von Richard Wagner und Freund von Frédéric Chopin kennen wir Fanz Liszt. Darüber vergessen wir oft den Revolutionär.
Franz Liszt wurde von Anfang an nur von den Besten seiner Zeit gefördert: Klavierunterricht und Musiktheorie bei dem Beethoven-Schüler Carl Czerny und Kompositionsunterricht beim Mozart-Konkurrenten Antonio Salieri. Mit neun Jahren gab Liszt sein erstes Konzert und bereits wenige Jahre später hatte er sich den Ruf eines Wunderkindes verdient. 1823, als Liszt erst 12 Jahre alt war, wurde er Ludwig van Beethoven höchst selbst vorgestellt. Beethoven soll dem Knaben einen Weihekuss auf die Stirn gegeben haben, bevor er sich verabschiedete.
Liszt, bereits als 12-Jähriger ein gefeierter Pianist, wollte am Pariser Konservatorium studieren – eine bessere Ausbildungsstätte gab es für Musiker zu dieser Zeit nirgendwo. Liszt blieb die Aufnahme verwehrt, da er Ausländer war. Seitdem nahm er keinen Klavierunterricht mehr, sondern betrieb ein exzessives Selbststudium.
Eine der schwersten Etüden für Klavier solo dürfte „Die wilde Jagd“ sein. Sie stammt aus dem Zyklus Etudes d'exécution transcendante, was übersetzt ins Deutsche so viel bedeutet wie Etuden von übernatürlicher Ausführung. Wer einem Pianisten beim Spielen einer dieser Etude zuschaut, erkennt, wie gerechtfertigt der Titel ist:
Eine Begegnung mit „Teufelsgeiger“ Niccolo Paganini prägte Liszt nachhaltig: Nachdem Liszt ihn spielen hörte, wollte er ein „Paganini des Klaviers“ werden. Er perfektionierte sein Klavierspiel noch weit über das aktuelle Maß hinaus. Liszt gab sich nicht zufrieden mit den schwersten Stücken seiner Zeit. Er komponierte noch weitaus technisch anspruchsvollere Werke. Auch brachte er die als unspielbar geltende Hammerklaviersonate von Beethoven zur Uraufführung.
Liszt ließ sich vom Christentum begeistern und empfing im Alter von 54 Jahren die niederen Weihen. Er schrieb im letzten Drittel seines Lebens fast ausschließlich geistige Musik.
Wenn man von der Kammermusik absieht, hat Liszt jedem anderen Genre seinen eigenen Stempel aufgedrückt. Er erweiterte das Virtuosentum der Hochromantik durch seine technische Perfektion, er leistete mit den Ungarischen Rhapsodien einen ersten ungarischen Beitrag zu Weltliteratur der Musik und gilt als Mitbegründer der Neudeutschen Schule. Diese bezeichnet eine Annäherung der Künste, die besonders bei Beethoven ihre Anfänge nimmt und in Wagners Opern-Dramen gipfelt: Literatur, Bühnenbild, Sprache und Gesang verschmelzen hier immer mehr zu einer Einheit.
Die Musiker der Zeit konnten nicht alle etwas damit anfangen. Vor allem Komponisten wie Johannes Brahms sprachen sich gegen diese Programm-Musik aus, da sie der Ansicht waren, Musik spräche für sich alleine und bedürfe daher keines „Programms“ wie ein Gemälde oder Literatur als Grundlage. Diese Auseinandersetzung zwischen den Parteien ist vielleicht der größte Streit der Musikgeschichte.
Franz Liszt war ein Frauenheld, nicht nur wegen seines unübertroffenen Klavierspiels, sondern auch wegen seiner Haarpracht. Viele Frauen baten Liszt, ihnen eine Locke von ihm zuzuschicken. Irgendwann wurde das Liszt zu viel: Er legte sich einen Hund zu und verschickte Strähnen aus dessen Fell.
Ein weiterer Funfact über seine Frisur. Es gibt eine Primatenart, die Lisztäffchen genannt wird. Dieser Spitzname ist auf die Ähnlichkeit zwischen Haartracht der Affen und der Frisur des Komponisten zurückzuführen.
Das Liszt-Haus steht in Weimar und kann besucht werden - gilt auch als Schlechtwettertipp.