Er führte ein Leben in Armut und komponierte eine der beliebtesten Opern. Von dem Erfolg von "Carmen" sollte Bizet nie erfahren.
Viele große Künstler und Künstlerinnen durften ihren weltweiten Erfolg nicht mehr miterleben. Sie verstarben noch bevor sie erfahren konnten, wie sehr sie die Menschen mit ihrer Kunst bis heute bewegen. Das gleiche Schicksal ereilte auch den Komponisten Georges Bizet. Der Musiker wurde am 25. Oktober 1838 in Paris geboren. Seine Eltern Adolphe Amand Bizet und Léopoldine Joséphine Bizet waren beide sehr musikbegeistert und so wuchs Georges umgeben von Musik auf. Sein Vater war eigentlich Friseur und Perückenmacher, trat aber gelegentlich als Sänger auf und komponierte selbst Stücke. Seine Mutter war die Schwester eines Gesangslehrers und spielte Klavier.
Nach seiner Geburt wurde Bizet unter dem Vornamen Alexandre-César-Léopold standesamtlich registriert. Er war aber überall als Georges bekannt und wurde schließlich auch auf diesen Namen getauft. Sein musikalisches Talent trat schnell zum Vorschein und mit gerade mal neun Jahren bestand er die Aufnahmeprüfung für das Musikkonservatorium in Paris. Ab dem 9. Oktober 1848 besuchte er das Konservatorium und lernte dort bis 1857 unter anderem Harmonielehre und Komposition. Zusätzlich erhielt er Privatunterricht beim Pianisten Pierre-Joseph-Guillaume Zimmermann. Während seiner Zeit am Pariser Musikkonservatorium fiel der Musiker durch seine herausragenden Leistungen auf: 1851 gewann er den zweiten Platz des Konservatoriums-Preis und ein Jahr später belegte er den ersten Platz.
Bereits während seiner Zeit an der Musikeinrichtung komponierte Georges Bizet einige Stücke. Mehrere davon sind bis heute nicht gefunden worden und ein anderer Teil wurde erst weit nach seinem Tod auf die Bühne gebracht. Darunter zählt seine erste Symphonie, die er als eine Art Hausarbeit im Jahr 1855 geschrieben hatte. Die „Symphonie in C“ wurde erst 1933 in den Archiven des Musikkonservatoriums entdeckt.
Im Jahr 1857 gewann Bizet einen Musikwettbewerb von Jacques Offenbach mit seiner Operette „Le docteur miracle“. Als Preis wurde sein Stück in einem beliebten Pariser Operetten-Theater aufgeführt. Im selben Jahr gewann der Komponist den „Prix de Rome“, einen der renommiertesten Musik-Preise seiner Zeit. Dadurch erhielt er ein dreijähriges Stipendium für einen Studienaufenthalt in der italienischen Hauptstadt Rom.
Die Jahre in Rom waren für Georges Bizet seine glücklichsten. Er beschrieb die Atmosphäre der Stadt als „paradiesisch“. Gleichwohl er sich häufig gegen die Vorgaben seiner Studienleiter stellte und zum Beispiel eine Opera buffa statt der gefragten Messe komponierte, begeisterte der junge Komponist seine Lehrer und Kommilitonen mit seiner Musik.
Als er nach Paris zurückgekehrt war, hatte der Musiker mit mehreren persönlichen Krisen zu kämpfen. In dieser Zeit verstarb seine Mutter und er hatte Geldnot. Hinzu kamen außerdem mehrere musikalische Misserfolge: Für seine Oper „Ivan der Schreckliche“ fand sich kein Abnehmer. Dieses Werk wurde erst im Jahr 1946 uraufgeführt. In dieser Zeit verdiente er sein Geld als Arrangeur für andere Komponisten und als Klavierlehrer. Die Oper „La jolie fille de Perth“ war das nächste Bizet-Werk, das es 1867 wieder auf die Bühne schaffte. Dieses blieb allerdings ebenfalls erfolgslos.
As a musician I tell you that if you were to suppress adultery, fanaticism, crime, evil, the supernatural, there would no longer be the means for writing one note.Georges Bizet
Als Georges Bizet seine zukünftige Frau Geneviève Halévy kennenlernte, war deren Familie zunächst gegen die Verbindung der beiden Liebenden. Die Familie betitelte ihn als „armen Schlucker, linken und antireligiösen Bohemien“. Doch das Liebespaar ließ sich nicht aufhalten und so heiratete Georges im Jahr 1869 seine Geneviève. Die beiden bekamen einen Sohn, Jacques Bizet. Die Liebe zu ihr brachte dem Musiker neuen Lebensmut und Schaffensenergie. Er begann ein halbes Dutzend Opern und Operetten zu komponieren.
In der Zeit des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 war der Komponist Mitglied der Pariser Nationalgarde. Nach Ende des Krieges erlebte Bizet weitere musikalische Misserfolge, was ihm auch die Chance auf eine Anstellung als Chorleiter an der Pariser Oper nahm.
Am 3. März 1875 kam es zur Uraufführung der Oper „Carmen“ an der Pariser Opéra-Comique. Auch diese Oper sollte zunächst ein Misserfolg sein, unter anderem wegen der drastischen Milieubeschreibung. Die zahlreichen Kritiken führten allerdings dazu, dass einige Musikgrößen ihren Weg in die Oper fanden. Vor allem die tänzerische Fassung, welche in Wien im Oktober 1875 aufgeführt wurde, sorgte für deren Durchbruch.
„Carmen“ ist bis heute eine der meistgespielten Opern der Musikgeschichte. Ihr Komponist Georges Bizet sollte davon allerdings nichts mehr mitbekommen. Mehrere Jahre hatte der Vielraucher bereits Probleme mit seinem Kehlkopf. Am 1. Juni 1875 erlitt er einen Herzanfall. Nur zwei Tage später verstarb der Musiker in einem Pariser Vorort, ein halbes Jahr vor seinem weltweiten Durchbruch.