Geschmäcker sind verschieden auch bei Musik - im wahrsten Sinne des Wortes. Jeder Ton hat eine andere Farbe und jede Zahl einen Geschmack.
Warum der Ton C blutkirschrot ist und die 25 nach süßem, kaltem Joghurt schmeckt, kann sie erklären: die Synästhetikerin Silja Müller. Ihre synästhetische Wahrnehmung ist sehr vielfältig. So haben Töne Charaktereigenschaften und Buchstaben, Zahlen und Formen werden bunt gesehen. Wochentage und Monate sind dreidimensional im Raum angeordnet und bei Menschen nimmt sie farbige Zahlen wahr. Nicht viele von uns können bei diesem speziellen Phänomen mitreden. “Es ist bei keinem Identisch. Jeder sieht die Dinge anders, das ist sehr individuell. Ich sehe die 3 grün, aber bei anderen ist sie vielleicht rot”, erzählt Silja Müller im Gespräch mit Klassik Radio.
Auch Susanne Geisler ist Synästhetikerin und hat ihr Phänomen zum Beruf gemacht. Sie ist Musikerin und Komponistin. Ihre Stücke erhalten häufig auch den Namen auf Basis der Gefühle und der Skala, in der sie entstanden sind. Ihre eigene Klavierlehrerin machte sie auf ihre Gabe aufmerksam: “Ich hab ein Stück von Bach gespielt und bin immer an einer Stelle hängen geblieben. Meine Lehrerin hat gefragt, was los sei und ich meinte, dass ich die Farben an dieser Stelle nicht wirklich verstehe.”
Bis heute nutzt die Musikerin ihre Gabe in der Musik: “Ich nutze das Phänomen, um zu komponieren. Ich komponiere also auf Basis von Farben und entscheide in welcher Farbe ich heute schreiben möchte.” Geislers Gabe nennt sich Coloured Hearing. Das bedeutet, dass sie alles mit Klang über Farben assoziiert: “Sobald ich etwas höre, werden bei mir Farben und Formen ausgelöst [...] Das hilft mir auch dabei verschiedenste Nuancen zu hören.”
Auch Silja Müller verbindet Klänge mit Farben. Wenn sie ein Cis hört, sieht sie automatisch die Farbe türkis, bekommt einen Geschmack von Minze und fühlt etwas Kaltes und Glattes. “Mein Lieblingsstück hängt bei mir meistens von der Tonart ab. Es kann sein, dass ich ein Stück in einer anderen Tonart nicht so mag, da sich für mich das ganze Bild ändert. Die Farben sind anders, genauso wie die Töne."