Er ist einer der faszinierendsten Außenseiter der Musikgeschichte. Modest Petrowitsch Mussorgsky. Er hat sich das Komponieren weitestgehend selbst beigebracht und die russische Musik erneuert.
Mussorgsky wird am 21.03.1839 als jüngster Sohn in eine Familie reicher russischer Landbesitzer geboren. Durch seine Mutter und eine deutsche Erzieherin lernt er, Klavier zu spielen. Im Alter von 7 Jahren beherrscht er bereits Stücke von Liszt und mit 9 Jahren spielt er in seinem Elternhaus vor großem Publikum ein Konzert von John Field. Mit 10 Jahren beginnt er formalen Klavierunterricht bei Anton Herke, einem Schüler von Adolf Henselt.Seine ersten Kompositionen schrieb Mussorgsky während seiner Zeit auf der Kadettenschule in St. Petersburg, wo er sich intensiv mit russischer Kirchenmusik auseinandersetzte. 1856 trat er anschließend ins russische Militär ein und lernte über Umwege Mili Balakirew kennen, der ihm als Erster formalen Unterricht in Musiklehre gab. 1858 verließ er das Militär, arbeitete aber weiterhin mit Balakirew zusammen.
1861 wurde in Russland schließlich die Leibeigenschaft abgeschafft, was Mussorgsky und seine Familie in große finanzielle Schwierigkeiten brachte und ihn zur Heimkehr zum Hof der Eltern zwang, um seinen Brüdern dort bei der Verwaltung des Familiengutes zu helfen. Angetrieben von seiner finanziellen Notlage stellte er sich 1863 in den Verwaltungsdienst des Zaren. 1867 wurde er allerdings wieder entlassen und lebte fortan in einer Kommune mit vier anderen Komponisten, darunter auch Nikolai Rimski-Korsakow. Aufgrund von massiven Alkoholproblemen holte sein Bruder ihn aber schließlich wieder zurück zu sich aufs Land.1869 kehrte Mussorgsky dann sowohl nach St. Petersburg, als auch in den Staatsdienst zurück. Zu dieser Zeit begann er auch damit, seine Oper „Boris Godunow“ nach einem Theaterstück von Alexander Puschkin zu komponieren. Nach anfänglicher Zurückweisung der Intendanz und einer kompletten Überarbeitung im Jahr 1972, wurde das Stück am 08.02.1974 schließlich im Mariinski-Theater in St. Petersburg uraufgeführt. Mussorgsky begann zeitgleich außerdem wieder damit, stark zu trinken und bemerkte selbst bereits frühe Anzeichen von Demenz.
Im Juni des Jahres 1874 schrieb Mussorgsky auch den Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“, inspiriert durch eine Ausstellung der Zeichnungen seines Freundes Viktor Hartmann, der im Jahr davor verstorben war. In dieser Zeit entstanden auch eine Reihe einzelner Lieder sowie die drei Liederzyklen „Kinderstube“ im Jahr 1872, „Ohne Sonne“ im Jahr 1874 und „Lieder und Tänze des Todes“ im Jahr 1877.
1878 wechselte Mussorgsky Abteilungen in der Arbeit und fand sich so einem neuen, äußerst verständnisvollen Vorgesetzten gegenüber, der ihm sogar einige Konzertreisen im In- und Ausland ermöglichte. Wenige Zeit später, im Jahr 1880, wurde er aufgrund seines massiven Alkoholproblems endgültig entlassen und erhielt eine Pension von nur 100 Rubel. Aufgrund dieser eher dürftigen Vergütung, die ihm für die Vollendung seiner Oper „Chowanschtschina“ ausgezahlt wurde, lebte er fortan quasi als Bettler. Am 26.02.1881 wurde er nach vier Krampfanfällen ins Nikolajewski-Krankenhaus in St. Petersburg eingeliefert und trotz scheinbarer Erholung starb Mussorgsky einen Monat später am 28.03.1881 nach einem Schlaganfall. Er liegt auf dem Alexander-Newski-Friedhof in St. Petersburg begraben.
Die meisten von Mussorgskys Werken lagen nach seinem Tod in unvollendetem Zustand vor und wurden nach seinem Tod durch Nikolai Rimski-Korsakow fertiggestellt und bearbeitet, so beispielsweise seine Oper Chowanschtschina. Auch sein wohl bedeutendstes Stück, die „Bilder einer Ausstellung“ sind von mehreren Komponisten bearbeitet und für Orchester umgeschrieben worden. Die bekannteste Version stammt von Maurice Ravel aus dem Jahr 1922. Seiner „Lieder und Tänze des Todes“ widmete sich rund 80 Jahre nach seinem Tod Dmitiri Schostakowitsch.