Maurice Ravel

KomponistMaurice Ravel

Er war ein Komponist, der wie kein anderer die Grenzen der Musik sprengte und mit seinem „Boléro“ die Welt eroberte. Doch hinter dem mysteriösen Meister des französischen Impressionismus verbarg sich auch ein humorvoller Mensch mit einer Leidenschaft für das Kindliche und ein Auge für die Absurditäten des Lebens. Tauchen Sie mit ein in die faszinierende Welt dieses einzigartigen Künstlers.

Maurice RavelFoto: Gemeinfrei

Maurice Ravel – ein Name, der heute wie ein majestätischer Klang in den Ohren von Musikliebhabern weltweit widerhallt. Er steht nicht nur für den französischen Impressionismus, sondern auch für ein Werk, das musikalische Maßstäbe setzte und weiterhin die Fantasie anregt. Ganz besonders, wenn man an den Boléro denkt, jenes hypnotische Meisterwerk, das durch seine meisterhafte Orchestrierung und das simple, aber einnehmende Crescendo zu einem kulturellen Phänomen wurde.

Doch hinter dieser Musik, die sich bis in die Popkultur eingebrannt hat, verbirgt sich ein Mensch, der mehr Facetten hatte als viele ahnen. Er war nicht nur ein Komponist, sondern auch ein Mann mit einem ausgeprägten Sinn für Humor, einem begabten Künstler und einem mysteriösen, fast entrückten Wesen. In dieser Geschichte wollen wir das Rätsel des Maurice Ravel entschlüsseln – die Musik und der Mensch.

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Die frühe Musik und das Erbe der Basken

Geboren wurde Maurice Ravel am 7. März 1875 in Ciboure, einem malerischen Dorf im Baskenland. Als Sohn eines Ingenieurs und einer baskischen Mutter hatte er früh Zugang zu einer Welt voller kultureller Vielfalt. Diese Herkunft prägte nicht nur seine Musikalität, sondern auch seine Vorliebe für die spanische Musik, die später in Werken wie der Rhapsodie espagnole und dem legendären Boléro Ausdruck fand.

Schon im Kindesalter zeigte sich Ravels außergewöhnliches musikalisches Talent. Mit sieben Jahren begann er Klavier zu spielen, und seine Eltern unterstützten seinen Wunsch, Musiker zu werden. Doch Ravel wollte nicht nur Klaviervirtuose werden. Er verließ die Karriere des Pianisten zugunsten der Komposition – ein mutiger Schritt, der ihn auf die Reise zu einer der größten Karrieren der Musikgeschichte führen sollte. Am Pariser Konservatorium absolvierte er seine Ausbildung unter Gabriel Fauré, einer der einflussreichsten musikalischen Figuren seiner Zeit. Doch Ravel stieß bald an die Grenzen der traditionellen Musiktheorie. Seine Werke weckten zunächst Widerstand und fanden wenig Anklang bei den konservativen Dozenten, besonders als er sich mehrfach um den prestigeträchtigen Prix de Rome bewarb – ein Preis, den er nie gewinnen sollte.

Die Klasse von Charles de Bériot am Pariser Konservatorium (1895). Ganz links: Maurice Ravel
Foto: Gemeinfrei
Die Klasse von Charles de Bériot am Pariser Konservatorium (1895). Ganz links: Maurice Ravel

Der Boléro – Ein Werk, das Geschichte schrieb

Die Musik von Maurice Ravel ist ein wahres Meisterwerk der Orchestrierung. Ein Paradebeispiel dafür ist der Boléro, den er 1928 komponierte. Es war ursprünglich als Ballettmusik für das russische Ballett von Sergei Diaghilev gedacht, doch Ravel, der das Stück oft als „Orchestrationsübung“ bezeichnete, hatte keine Ahnung, dass es zu seinem berühmtesten Werk werden würde. Der Boléro beginnt mit einem unaufhörlich wiederholten Rhythmus, der sich nach und nach aufbaut und schließlich in einer überwältigenden Klangwelle kulminiert. Diese musikalische Wiederholung, die sich über gut 15 Minuten zieht, wurde von Ravel selbst ironisch als „musikalische Langeweile“ bezeichnet.

Doch der Boléro ist weit mehr als nur ein simples Experiment mit Orchestrierung. Er ist ein Meisterwerk der Spannung – die Dynamik wächst langsam, fast unmerklich, bis sie zu einem triumphalen Höhepunkt führt. Kein anderes Werk der Musikgeschichte hat diese Art der musikalischen Intensität und des orchestralen Crescendos in dieser Form erreicht. Der Boléro wurde zu einem globalen Phänomen und tauchte sogar in der Popkultur auf, etwa in Filmen wie 10 (1979) mit Bo Derek oder als Tanzmusik in verschiedenen TV-Shows und Werbespots. Diese Präsenz hat den Boléro über die Jahre hinweg in das kollektive Gedächtnis der Welt eingebrannt.

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Ravel der Mensch: Humor und Geheimnisse

Ravel war jedoch nicht nur der distanzierte, elegante Komponist. Hinter der Fassade des „dandyhaften“ Musikers verbarg sich ein Mensch voller Humor und Witz. Der französische Musiker war bekannt für seine Ironie und spielte seinen Besuchern manchmal Scherze. In seinem Haus befanden sich zahlreiche „Kunstgegenstände“, die sich später als Fälschungen herausstellten. „Mais c’est du faux!“ (Es ist Fälschung!) soll er mit einem Lächeln erklärt haben, was seine Gäste oft mit Staunen zurückließ.

Einer seiner besten Freunde, der Pianist Ricardo Viñes, erzählte von einer besonderen Anekdote, als er und Ravel gemeinsam das Haus des Komponisten Emmanuel Chabrier besuchten. Aufgeregt und etwas nervös betraten sie Chabriers Haus, um eines seiner Stücke zu spielen. Ravel, der in seiner Jugend ein unbeschreibliches Talent für Humor entwickelte, war ein Mann, der stets versuchte, die Menschen zu unterhalten. Er pflegte enge Beziehungen zu den Kindern seiner Freunde und zeigte sich häufig verspielt und voller Fantasie. Tatsächlich war er auch bekannt für seine Kindlichkeit in der Musik, etwa in Ma Mère l'Oye (Mutter Gans), einem Werk, das von französischen Märchen inspiriert wurde.

In Bezug auf sein eigenes Leben ließ er sich nie auf eine romantische Beziehung ein, was zu vielen Spekulationen über seine Sexualität führte. Doch im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen zog er es vor, seine Energie in seine Musik und in den Genuss von einfachen Freuden wie langen Wanderungen und dem Schreiben von humorvollen Briefen zu stecken.

Maurice Ravel und Freunde
Foto: Gemeinfrei
Maurice Ravel gemeinsam mit Freunden (1925): u.a. Hélène Jourdan-Morhange (Violinistin & Musikkritikerin) und Madeleine Grey (Sopranistin)

Der letzte Akt: Krankheit und Tod

Doch der Glanz, den seine Musik verbreitete, konnte den Lauf der Zeit nicht aufhalten. Im Jahr 1933 begannen Ravels geistige Fähigkeiten zu schwinden. Lähmungserscheinungen und Gedächtnisverlust zwangen ihn, das Komponieren aufzugeben. Er unterzog sich 1937 einer Gehirnoperation, die ihn jedoch nicht rettete. Einen Tag nach der Operation, am 28. Dezember 1937, starb Maurice Ravel an den Folgen einer degenerativen Gehirnerkrankung. Es wird gesagt, dass die linke Gehirnhälfte von Ravel stark geschrumpft war, was zu seinem langsamen Verlust aller Fähigkeiten führte.

Ravels Tod markierte das Ende einer Ära der Musik. Doch die Erinnerung an den Komponisten lebt weiter. In seinen Kompositionen, von der filigranen Pavane pour une infante défunte bis zum unvergesslichen Boléro, hinterließ er ein musikalisches Erbe, das nie verblassen wird. Wie er selbst sagte: „Die Musik ist nicht einfach eine Aneinanderreihung von Tönen, sondern ein Versuch, die Gefühle der Menschen auf eine universelle Art und Weise auszudrücken.“

Maurice Ravel mag von uns gegangen sein, doch seine Musik bleibt in unserem Herzen und in der Kultur verankert, als ein lebendiges Zeugnis seiner außergewöhnlichen Kunstfertigkeit. Wir hören seine Melodien und spüren seine Präsenz in jedem Klang, den er erschuf. Ravel wird uns immer begleiten – als Komponist, als Mensch und als Meister des Klangs.

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Holger Hermannsen / 14.03.2025

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