Kevin John Edusei zählt zu den herausragenden Dirigenten seiner Generation. Immer wieder wird er für die musikalische Spannung und Dramatik gelobt.
Geboren im Jahr 1976 in Bielefeld, studierte Edusei an der Universität der Künste Berlin und dem Koninklijk Conservatorium Den Haag bei Jac van Steen und Ed Spanjaard. Als Gastdirigent dirigierte Edusei inzwischen viele renommierte Klangkörper. Darunter das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, die Bamberger Symphoniker, das BBC Scottish Symphony Orchestra, das Netherlands Radio Philharmonic Orchestra, das Rotterdam Philharmonic, das Philharmonia Orchestra, das Scottish Chamber Orchestra und in den USA das Colorado Symphony Orchestra. Im selben Jahr machte er im Rahmen der NTR ZaterdagMatinee im Concertgebouw Amsterdam Furore mit der konzertanten Aufführung von John Adams’ Nixon in China. In der Saison 2021/22 wird er erstmals am Pult des Royal Liverpool Philharmonic, des Royal Scottish National Orchestra und des Orchestre de la Suisse Romande stehen.
Mit dem "Chineke! Orchestra" bestritt er 2017 ein aufsehenerregendes Debüt bei den BBC Proms. Im Interview mit uns sagte er, dass es ein bleibendes Erlebnis und eine erfreifende Erfahrung für ihn war. "Als ich das Orchester zum ersten Mal dirigiert habe, hat es mir fast den Atem verschlagen", sagte er. "Dieses Gefühl immer der Einzige zu sein, der andersartig ist, war auf einmal komplett aufgehoben. (...) Es war einfach unglaublich!".
Seit dem Jahr 2014 ist er Chefdirigent der Münchner Symphoniker. 2019 schloss er seine erfolgreiche Zeit als Chefdirigent am Konzert Theater Bern ab. Während seiner Zeit als Chefdirigent der Münchner Symphoniker hat er unermüdlich das künstlerische Potenzial seines Orchesters erweitert, für neue programmatische Zugänge gesorgt und einen engen Kontakt zum Publikum etabliert. 2018 wurden die Münchner Symphoniker in die Exzellenz-Initiative des Bundesministeriums für Kultur aufgenommen. In der Saison 2019/20 leitete er das Orchester während der Tournee nach China und Korea. Seit Juli 2020 ist allerdings klar, dass Edusei Ende der Spielzeit 2021/22 das Orchester verlassen wird. Edusei gastierte mehrfach an der Semperoper Dresden, der Volksoper Wien und leitete das Orchester der Komischen Oper Berlin in den Produktionen Don Giovanni und Die Zauberflöte. 2018 feierte Edusei sein erfolgreiches Debüt an der Staatsoper Hamburg. In der Saison 2019 debütierte er mit der Neuproduktion von Tosca an der Staatsoper Hannover und mit The Marriage of Figaro an der English National Opera.
Während seiner gesamten Kindheit und Jugend und zu Beginn seines Studiums gab es keine schwarzen Dirigenten, an denen er sich hätte orientieren konnte. Allerdings fand er während seines Studiums am königlichen Konservatorium in Den Haag in einem kleinen Antiquariat ein kleines, quadratisches Bildband mit Fotos von Dirigenten. „Auf einmal bin ich auf einen Dirigenten namens Dean Dixon gestoßen, der in den 60er Jahren Chefdirigent des Symphonieorchesters des Hessischen Rundfunks war und somit einer der ersten schwarzen Dirigenten, die in Europa auf höchstem Niveau tätig waren.“ Das habe ihn sehr inspiriert…einfach nur dieses Foto und zu wissen, da gibt es jemanden.
Während des Aspen Music Festivals 2004 ernannte Maestro David Zinman ihn zum Academy Conductor. Er ist Preisträger des von Pierre Boulez und Peter Eötvös initiierten Dirigentenwettbewerbs beim Lucerne Festival 2007 und erlangte mit seinem ersten Preis beim Dimitris Mitropoulos Dirigentenwettbewerb 2008 in Athen internationale Aufmerksamkeit. Edusei dirigiert ein facettenreiches Repertoire mit einem besonderen Fokus auf die Musik der Frühromantik und der deutschen Musik des frühen 20. Jahrhunderts.