Liquid Biopsy – eine etablierte Methode zur Verbesserung der Krebsdiagnostik

Liquid Biopsy – eine etablierte Methode zur Verbesserung der Krebsdiagnostik

Die Fachärztin für Humangenetik und Gründerin des MGZ – Medizinisch Genetischen Zentrums in München Prof. Holinski-Feder erklärt im Interview wie Liquid Biopsy Krebspatienten helfen kann.

Liquid Biopsy – eine etablierte Methode zur Verbesserung der Krebsdiagnostik Foto: Mohammed Haneefa Nizamudeen / iStock

Bei Verdacht auf das Vorliegen eines Tumors wird in der Regel eine Gewebebiopsie durchgeführt, um das Tumorgewebe genetisch zu charakterisieren. Bei einer Liquid Biopsy – einer Flüssigbiopsie – wird anders als bei einer Gewebebiopsie, eine Flüssigkeit, meist Blut, untersucht.

Da Tumore genetisches Material ins Blut abgeben, können die genetischen Veränderungen des Tumors auch aus Blut nachgewiesen werden. Dazu muss bekannt sein, welche genetischen Veränderungen im Tumor vorliegen, in der Regel weiß man dies aus den Ergebnissen der Gewebebiopsie. Manche Tumorarten haben ganz häufig bestimmte genetische Veränderungen, diese können auch ohne vorherige Untersuchung des Tumorgewebes, Ziel einer Liquid Biopsy sein.

Eine weitere Grenze der Methode ist, dass eine gewisse Menge an Tumor-DNA im Blut vorhanden sein muss. Die Vorteile sind die geringe Invasivität einer Blutentnahme im Vergleich zu einer Gewebebiopsie, was Verlaufskontrollen ermöglicht. Bei diesen kann während bzw. nach einer Therapie überprüft werden, wie gut der Patient auf die Therapie anspricht.

Nach einer Operation ist es möglich eine minimale Resterkrankung oder im weiteren Verlauf das Wiederauftreten des Tumors nachzuweisen noch bevor man dies in der Bildgebung sehen würde. Beispielsweise kann bei Darmkrebs die Empfehlung für eine Chemotherapie davon anhängig sein, ob nach einer Operation noch Tumor DNA im Blut nachweisbar ist oder nicht. Außerdem kann man z.B. Lungenkarzinome, die sehr schwer zu punktieren sind durch den Nachweis häufiger genetischer Veränderungen diagnostizieren.

Prof. Dr. med. Dipl.-Chem. Holinski-Feder, Fachärztin für Humangenetik und Gründerin des MGZ
Foto: Max Kratzer
Prof. Dr. med. Dipl.-Chem. Holinski-Feder, Fachärztin für Humangenetik und Gründerin des MGZ

Wenn eine Liquid Biopsy für den Patienten sinnvoll ist, wird der betreuende Onkologe oder ein Facharzt für Humangenetik Blut abnehmen. Sollte Tumor DNA nachgewiesen werden, wird besprochen, welche therapeutischen Möglichkeiten zur Auswahl stehen. Wenn keine Tumor DNA nachgewiesen wurde, wird individuell entschieden, ob es sinnvoll ist die Analyse nach einer gewissen Zeit erneut durchzuführen oder andere Verfahren eingesetzt werden.

Die Liquid Biopsy ist ein etabliertes Verfahren, das für einige Tumorarten routinemäßig genutzt wird. Die Methode kommt bisher jedoch noch nicht überall zum Einsatz, wo sie eingesetzt werden könnte. Ein Grund dafür ist, dass die Kosten bisher nur für wenige Tumorentitäten von den Krankenkassen übernommen werden. Obwohl die Liquid Biopsy oft noch eine individuelle Gesundheitsleistung ist, kann diese Analyse bei fast allen Tumorerkrankungen helfen.

Banner
Foto:  Abb. mit BioRender.com erstellt

Healthcare TalkMGZ

Liquid Biopsy

Healthcare TalkMGZ

Ablauf und Verfahren