Die Leiterin der Grünhorn Academy, Dr. Nadine Herwig, erklärt im Interview, wie medizinisches Cannabis Patientinnen und Patienten helfen kann.
Kurz vor den Neuwahlen der Bundesregierung steht die Cannabisliberalisierung erneut im Fokus: Die mögliche Rücknahme der Regelungen wird diskutiert. Dabei blickt Cannabis auf eine jahrtausendealte Geschichte als Heilpflanze zurück. Bereits im alten China, Ägypten und Indien wurde es gegen Schmerzen, Übelkeit und Schlafprobleme eingesetzt. Noch bis in die 1920er Jahre war Cannabis in Deutschland fester Bestandteil vieler Medizinschränke. Erst mit der zweiten internationalen Opium-Konferenz im Jahr 1925 wurden Einschränkungen festgelegt; zunächst für die Nutzung von Cannabis für Genusszwecke und später im therapeutischen Kontext. 2017 wurde medizinisches Cannabis in Deutschland wieder legalisiert: „Ein Wendepunkt für Patientinnen und Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen“, sagt Dr. Nadine Herwig, die als Leiterin der Wissensplattform Grünhorn Academy über medizinisches Cannabis aufklärt. Die Cannabisliberalisierung im April 2024 ging noch einen Schritt weiter: Mit der Entnahme aus dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) wurde die Verordnung von medizinischem Cannabis vereinfacht. Über Apotheken wie die Leipziger Grünhorn Apotheke können Patientinnen und Patienten Cannabisblüten, Extrakte oder Kapseln beziehen, die zur Linderung von Beschwerden wie ADHS, Übelkeit in der Krebstherapie, chronischen Schmerzen oder Schlaflosigkeit verschrieben werden. Ein Rezept vom Arzt oder einer Teleklinik genügt, um die Produkte bei einer Apotheke der Wahl einzulösen. Die Cannabisblüten unterliegen strengen Qualitätskontrollen, um Pestizide, Schimmel, Streckmittel oder Schwermetalle auszuschließen. Auch das unterscheidet Medizinalcannabis aus der Apotheke vom Schwarzmarkt, wo die Blüten großteils mit ebensolchen gesundheitsgefährdenden Substanzen belastet sind1.
Das Anliegen von Dr. Nadine Herwig ist es, über Cannabis aufzuklären, um den Patientinnen und Patienten eine möglichst sichere Anwendung zu ermöglichen. Ihre Faszination für die Heilpflanze erklärt die promovierte Biochemikerin so: „Cannabis ist einzigartig, denn es interagiert mit dem Endocannabinoidsystem im menschlichen Körper. Kein anderes Medikament kann das!“ Dabei seien die gängigen Klassifizierungen in „müde machend“ (Indica) und „belebend“ (Sativa) längst überholt. Die Forschung von Grünhorn zeigt, dass das Zusammenspiel der Terpene – aromatische Stoffe der Cannabispflanze – gemeinsam mit THC und CBD deutlich vielfältigere Wirkweisen ermöglichen. Dr. Herwig und ihr Team haben kürzlich eine wegweisende Studie zu diesem Thema veröffentlicht, die für eine differenzierte Betrachtung der Pflanze plädiert: „Wir stehen erst am Anfang, die komplexe Wirkweise von Cannabis vollständig zu verstehen“, sagt Dr. Herwig. Neben der Grundlagenforschung spielt bei Grünhorn auch die Weiterentwicklung von Cannabisprodukten eine zentrale Rolle. Die Grünhorn Apotheke ist Deutschlands größte Onlineversand-Apotheke für Cannabis und beliefert etwa 25 Prozent des deutschen Marktes. Seit der Liberalisierung im April 2024 hat sich das Bestellvolumen vervielfacht. Die Grünhorn Gruppe umfasst neben der Apotheke auch den Logistikdienstleister für Cannabis-Apotheken, Schurer Pharma & Kosmetik GmbH, sowie die Canymed GmbH, einen Hersteller und Großhändler von medizinischem Cannabis.
Wer mehr über die spannende Welt des medizinischen Cannabis erfahren möchte, kann das vollständige Interview mit Dr. Nadine Herwig bei Klassik Radio hören.
1 vgl. Untersuchung der Sanity Group von 2024
vgl. Bundesamt für Gesundheit: https://www.bag.admin.ch/dam/bag/de/dokumente/npp/forschungsberichte/forschungsberichte-cannabis/untersuchung-cannabisverunreinigung.pdf.download.pdf/Untersuchung%20Cannabisverunreinigungen.pdf
vgl. Busse, Fiedler, Leichtle, Hentschel, & Stumvoll, 2008; Delourme, Delattre, Godard, Steenhouwer, & Just, 2009; Scheel, Krause, Haars, Schmitz, & Junker, 2012