Von unseren fünf Sinnen gehört er für viele zu den wichtigsten – der Geschmackssinn.
Eng verbunden ist er mit dem Geruchssinn, der auch der „stumme Sinn“ genannt wird. Forscher fanden heraus, dass unser Geschmackssinn auch noch von anderen Faktoren beeinflusst wird.
Henning Beck ist Neurowissenschaftler und hat sich mit dem Thema „Schmecken“ etwas näher auseinandergesetzt. Wenn man nämlich genauer darüber nachdenkt, ist es eigentlich ziemlich erstaunlich, wodurch unser Schmecken alles beeinflusst wird.
Im Allgemeinen schmecken wir nicht mit nur einem Sinn, sagt Henning Beck, sondern eigentlich beeinflussen alle unsere Sinne unser Schmecken. Was wir sehen, wie unsere Körperhaltung ist, ob wir im Flugzeug, an Land oder auf einem Schiff sind und ob wir sitzen oder stehen. Und das muss auch so sein, denn unser Geschmackssinn ist von allen Sinnen der gröbste. Erst die Gesamtkomposition in unserem Gehirn ergibt den Geschmack.
Wenn wir gemütlich irgendwo sitzen oder liegen, schmeckt uns leckeres Essen gleich viel besser, sagt Henning Beck. Dann sind wir nämlich weniger gestresst und können einen Geschmack viel intensiver wahrnehmen und Essen schmeckt gleich noch viel besser. Ganz anders sieht es aus, wenn wir stehen und etwas gestresst sind. „Dann reduziert sich unser Geschmackserlebnis und die Dinge schmecken nicht ganz so gut, wie sie schmecken könnten“, sagt Henning Beck.
„Farben und die Umgebung beeinflussen Massiv unser Geschmackserlebnis“, sagt der Neurowissenschaftler. Studien haben bewiesen, dass Menschen sich durch Veränderung der Farbe aus dem Geschmackskonzept bringen lassen. Zum Beispiel schmeckte Kirschsaft, der Orange gefärbt wurde, nach Orangensaft und Gerichte, die in unterschiedlichen Räumen mit unterschiedlichem Licht gegessen wurden, schmeckten nicht gleich. Farben beeinflussen unseren Geschmack, weil er nicht logisch auf der Zunge verarbeitet wird. Die Farbe erzeugt bei uns eine Erwartungshaltung. Sobald diese Erwartung nicht erfüllt wird, schmeckt etwas gleich anders.
Wie bei den meisten das Sehen im Alter nachlässt, so lässt auch unser Geschmackssinn mit der Zeit nach. Ein gutes Beispiel ist hier der Rosenkohl. Der enthält nämlich viele Bitterstoffe, die wir als Kind viel stärker wahrnehmen. Als Erwachsene schmecken wir diese Bitterstoffe nicht mehr so stark und lieben Rosenkohl.
Dass viele im Flugzeug zu Tomatensaft greifen, hängt damit zusammen, dass unser Geschmack in der Höhe weniger intensiv ist. Die Ursache ist vermutlich der veränderte Luftdruck und eine andere Geräuschkulisse. Flugzeuggerichte werden auch viel intensiver gewürzt. Ansonsten würde uns das Essen oben in der Luft eher fad schmecken.
Musik ist auch ein großer Faktor, der unseren Geschmackssinn beeinflusst. Zum Beispiel unterdrückt laute Musik Salziges und Süßes. Dafür schmeckt etwas noch süßer, wenn wir einen hohen Ton hören, während wir tiefe und dumpfe Töne eher mit etwas Bitterem in Verbindung bringen.