Wenn Bach auf Beats trifft - Levi Schechtmann im Interview

InterviewWenn Bach auf Beats trifft - Levi Schechtmann im Interview

Der 25-jährige Hamburger Pianist Levi Schechtmann kombiniert klassische Klavierwerke mit Hip-Hop-Beats und begeistert damit auf Social Media ein breites Publikum - vor allem junge Menschen. Im Interview spricht er darüber, wie er auf diese ungewöhnliche Idee gekommen ist, warum er Klischees brechen möchte und seine Pläne für das kommende Album.

Wenn Bach auf Beats trifft - Levi Schechtmann im InterviewFoto: Daniel Reiswich / Levi Schechtmann

Levi Schechtmann, geboren 1999 in Hamburg, entdeckte seine Leidenschaft für das Klavierspiel im Alter von sieben Jahren. Nach einer intensiven klassischen Ausbildung, unter anderem als Jungstudent an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, entwickelte er eine besondere Vorliebe für die Verschmelzung von Klassik und Hip-Hop. Seine innovativen Interpretationen klassischer Werke, untermalt mit modernen Beats, haben ihm eine stetig wachsende Fangemeinde eingebracht. Mit über 400.000 Followern auf Instagram und Millionen von Aufrufen seiner Videos zählt er zu den bekanntesten Crossover-Künstlern im Internet. Sein Ziel: Die Distanz zur klassischen Musik abzubauen und sie einem jüngeren Publikum zugänglich zu machen. Aktuell arbeitet er an seinem Debütalbum, das Ende des Jahres erscheinen soll, begleitet von Konzerten in renommierten Häusern wie der Berliner Philharmonie.

Klassik Radio: Levi, dein Markenzeichen ist es, Klassik mit Hip-Hop-Beats zu mischen. Wie kam es zu dieser Idee?

Levi Schechtmann: Für mich waren Hip-Hop UND Klassik immer ein Teil meines Lebens. Elektronische Musik fand für mich nach dem Üben statt – eine Art Ausgleich. Irgendwann, und das war wirklich nur eine Frage der Zeit, habe ich angefangen, beides zu mischen.

Eines Tages wollte ich üben und hatte meine Kopfhörer noch auf – ich habe Eminem gehört. Normalerweise wärme ich mich auf, und dann dachte ich: Warum nicht Chopin und Eminem mischen? Ich bin mir sicher, dass sich das am Anfang schrecklich angehört hat! Aber die Idee war da – und jetzt sind wir hier.

KR: Wie entstehen deine Stücke?

LS: Es ist wie Memory spielen. Ich fange mit einem Stück an, in dem ich Potenzial sehe. Dann suche ich nach einer Melodie, die dazu passt – manchmal auch drei oder vier. Deshalb höre ich auch viel Klassik und Jazz; ich suche. Und wenn ich alle Melodien gefunden habe, dann geht‘s los.

KR: Du spielst sehr viel Klassik – deine Konzerte beginnen mit Klassik, und erst später kommen die Beats dazu. Irritiert das einige Zuschauer?

LS: Das gehört dazu! Und es fängt schon mit meinem Outfit an. Wenn man sich in Turnschuhen und Jeans hinsetzt und anfängt, Klassik zu spielen, dann fangen die Blicke schon an: „Darf man das? Das ist doch nicht üblich!“

Aber das Beste ist der erste Beat-Drop. Der ist wertvoll und lustig! Man hört Geflüster, man merkt, dass die Leute nicht wissen, was da passiert. Es ist ein Aspekt, die Leute zu irritieren, aber ich fühle mich damit wohl. Ich mache das, was ich liebe, und es passt zu mir.

KR: Eine Plattform, auf der du durchweg positiv ankommst, ist Instagram. Du hast eine halbe Million Follower und begeisterst mit deinen Stücken für Klassik. Was ist da für dich das Wichtigste?

LS: Ich möchte Distanz auflösen und Klassik locker wirken lassen. In einem klassischen Konzert kommt man auf die Bühne, spielt und geht wieder. Dadurch wirkt der Künstler unantastbar – er ist kein Mensch. Mir ist wichtig zu zeigen: Ich bin einer von euch. Mit meinem Instagram möchte ich nahbar werden. Ich mag eben nicht NUR Klassik. Ich mag Hip-Hop, Basketball, Zeit mit meinen Freunden verbringen.

Mir ist wichtig, dass unsere Generation diese Klischees von der Klassik fallen lässt. Was ich mir auch wünsche, ist, dass Klassik wieder zum Trend wird, dass wir mit Freunden ins Konzert gehen, wie man ins Kino geht – ganz entspannt.

KR: Welche Komponisten möchtest du uns mit auf den Weg geben? Welche sind für dich persönlich die wichtigsten?

LS: Das ist unglaublich schwer! Aber wenn ich eine Top 3 nennen müsste, dann ist ganz oben natürlich Bach – der Anfang der musikalischen Zeitrechnung.

Auf Platz 2 ist für mich Rachmaninoff. Seine Musik ist mir sehr ans Herz gewachsen. Ich fühle mich verstanden, wenn ich ihn höre und spiele.

Als dritten nenne ich Prokofjew. Für mich ist das die Musik, bei der ich mich wohlfühle. Er hat dieses Sarkastische in seiner Musik – das passt zu meinem Mindset. Manchmal denke ich, dass ich in seinen Stil abdrifte, aber das ist sehr gut. Ich mag das.

KR: Dieses Jahr dürfen wir uns noch auf einiges freuen – du planst ein ganzes Album!

LS: Genau! Gerade arbeiten wir noch dran, aber ich denke, dass es Ende des Jahres fertig ist und ich es dann endlich präsentieren darf. Natürlich kommen dann auch Konzerte dazu, und ich darf schon mal verraten, dass ich ein Konzert in der Berliner Philharmonie geben werde. Darauf freue ich mich schon riesig! Im November wird das stattfinden.

Da schwingt auch Aufregung mit: Die Beats-Geschichte mache ich erst seit 2023 live – also mit Auftritten – und jetzt auf so einer großen, bedeutenden Bühne aufzutreten, ist eine riesige Ehre.

Das Interview führte Klassik Radio-Moderatorin Evita Helling.


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