Große Freude herrscht seit einigen Tagen in Hamburg: die Musikstadt soll dank der Schenkung eines Mäzens ein neues Opernhaus in der Hafencity bekommen! Wir haben mit Stardirigent Kent Nagano, Hamburgs Generalmusikdirektor darüber gesprochen, welches Zeichen damit gesetzt wird, ob ein neues Opernhaus tatsächlich besser ist und welche Oper er dort gerne dirigieren würde.
Vergangenen Freitag ist es endlich offiziell gewesen: Hamburg bekommt ein neues Opernhaus! Die Stiftung des Milliardärs Klaus-Michael Kühne möchte es der Musikstadt spendieren. Vielleicht schon 2032 soll der Bau in der Hamburger Hafencity fertiggstellt und dann Eigentum der Stadt werden.
Hamburgs Generalmusikdirektor Kent Nagano hat die Idee eines neuen Opernhauses schon vor Corona an den Mäzen herangetragen. Klassik Radio hat mit ihm über die neuesten Entwicklungen gesprochen.
Herr Nagano, wie finden Sie die Neuigkeit, dass Hamburg nun definitiv ein neues Opernhaus bekommt?
"Es ist für uns alle, und mit allen meine ich nicht nur uns Hamburger, sondern die ganze Kulturwelt, fantastisch. Dieses Statement der Stadt Hamburg ist, kann man sagen, gegen den Trend, besonders jetzt, wo es so viele Diskussionen über die Relevanz klassischer Musik gibt. Dass sich die Stadt Hamburg nun auf ein neues Opernhaus fokussiert, ist ein sehr sehr starkes Statement für die Zukunft, besonders dafür, welche Werte wir der nächsten Generation mitgeben wollen.
Herr Kühne ist ein sehr langer, generöser und großer Freund der Stadt Hamburg und musikalischer Kultur. Dass er nun die Entscheidung getroffen hat, Hamburgs einzigartige und historische Operntradition zu unterstützen, hilft, dass es eine aktuelle und lebendige Tradition bleiben kann. Und vielleicht noch wichtiger: Es bringt eine Art von Sicherheit für die kulturelle Identität, so dass sie auch an unsere nächste Generation weitergegeben werden kann."
Warum ist – künstlerisch und musikalisch gesehen – ein neues Opernhaus besser als die Sanierung der alten Bühne?
"„Besser“ wäre nicht der Ausdruck, den ich verwenden würde! Im Englischen sagen wir „appropriate“ – es ist „angemessener“ in Bezug auf Hamburgs Musikgeschichte, seine Operntradition und auch, wenn man bedenkt, dass das jetzige Opernhaus unter Denkmalschutz steht und nur mit Einschränkungen renoviert werden kann. (…) Das Haus ist z.B. in Hinsicht auf die Akustik, die Technik und den Komfort für die Besucher, aktuell noch akzeptabel, aber das Repertoire ist teils eingeschränkt im Bezug darauf, was wir im 21. Jahrhundert erwarten und im Bezug auf die internationalen Standards. (…) So sind einige Kompositionen und Inszenierungen des späten 20. Jahrhunderts und 21. Jahrhunderts nicht mehr optimal umsetzbar im jetzigen Haus wegen der limitierten Technik und Akustik und das schränkt das Potential dieser Werke und natürlich auch das Publikumserlebnis ein. (…) Also noch einmal: ein neues Opernhaus ist nicht besser, aber angemessener für Hamburg im 21. Jahrhundert, so dass wir das gesamte Repertoire und das ganze Potential ausschöpfen können."
Welche Oper würden Sie am liebsten als erstes im neuen Opernhaus dirigieren?
"Eine interessante Frage. Wie Sie wissen, sind wir hier in Hamburg sehr stolz auf unsere Tradition, das erste und wichtigste bürgerlich-städtische Theater im deutschen Sprachraum gewesen zu sein. Während dieser vier Jahrhunderte sind viele große Komponisten an unserem Haus gewesen, u.a. Georg Philipp Telemann, Carl Philipp Emmanuel Bach, Gustav Mahler, Johannes Brahms (…). Was ich mir wünschen würde, sollte ich die Gelegenheit dazu haben, wäre, eine Oper zu schaffen, die etwas zu dieser Tradition beiträgt und sie weiterentwickelt. "
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