Anfang April starten die Osterfestspiele Salzburg. Dabei gibt es eine ganz besondere Premiere: erstmals wird Elektro-Musik mit einbezogen.
Dafür wurde extra die Techno-Ikone Westbam eingeladen. Wir wollten vom Intendanten Nicholas Bachler wissen, wie diese Idee entstanden ist: "Naja, mein Beruf mit meinen MItarbeitern ist es, Ideen zu haben und darüber nachzudenken, was wir machen. Grundsätzlich ist Kunst, insbesondere aber Theater, Gegenwart und daher interessiert es uns natürlich immer, wie wir unsere Programme erweitern können und in unserer Zeit passiert so viel im Technosektor, dass man, finde ich, daran nicht vorbei gehen kann und sollte. Und siehe da: es haben sich schöne Möglichkeiten ergeben." So trifft WestBam auf Wagner, Präludien auf Plattenkratzen, klassische Klänge auf Bass und Lichtshow.
Zudem passt der ungewöhnliche Ansatz laut Nicholas Bachler sehr gut zu Richard Wagner: "Mozart und Wagner waren das Unkonventionellste, was man sich vorstellen kann. Da kommt überhaupt nichts ran. Die haben ihre Zeigenossen in einer Art und Weise schockiert, aufgeregt, aufgewühlt. Es kommt immer darauf an, wie sehr wir in der Gegenwart sind, mit den Dingen, die wir tun. Dass die Dinge, die es länger gibt(...) in Konvention erstarren, ist unsere Schuld und nicht die Schuld der Werke", meint der Intendant mit Nachdruck.
Ich glaube, was wir vermeiden sollten und was halt sehr viel passiert ist: eine rückwärtsgewandte Haltung, dass man sagt: 'Ja so war es immer und so geht es auch weiter.'
Nicholas Bachler, Intendant der Osterfestspiele Salzburg
Vor allem könnten solche neuen Ansätze helfen, auch jüngere Menschen für die Klassik zu begeistern: "Ich glaube grundsätzlich, je lebendiger, je zeitgenössischer ein Programm ist, übrigens auch in der Interpretation, desto mehr werden wir heutige Generationen ansprechen. Ich glaube, was wir vermeiden sollten und was halt sehr viel passiert ist: eine rückwärtsgewandte Haltung, das man sagt: 'Ja so war es immer und so geht es auch weiter.' Ich hoffe, dass wir mit einem Programm wie "Westbam meets Wagner" (...) genauso junge Menschen ansprechen."
Wagner, genauso wie Mozart, wären hochinteressiert gewesen und hätten das selber gemacht. (...)All diese Komponisten wären viel viel offener und begeisterter als so manche reaktionäre Adepten."
Nicholas Bachler, Intendant der Osterfestspiele Salzburg
Was wohl Richard Wagner selbst vom Mix seiner Meisterwerke mit Techno gehalten hätte? Nicholas Bachler ist sich sicher: "Das kann ich mir ganz genau vorstellen. Wagner, genauso wie Mozart, wären hochinteressiert gewesen und hätten das selber gemacht. Die waren genau in ihrer Zeit. Wagner hat eine vollkommen neue Musikrichtung erfunden, am Ende des 19. Jahrhunderts. All diese Komponisten wären viel viel offener und begeisterter als so manche reaktionäre Adepten." So ist das Format “Westbam meets Wagner” vielleicht erst der Beginn eines immer mehr genreübergreifenden Programms.
Dabei ist das Format "Westbam meets Wagner" nicht die einzige Neuerung bei den diesjährigen Osterfestspielen. Es wird auch erstmals die Uraufführung eines Tanzstücks geben: "Träume" von Emanuel Gat, das von Wagners "Wesendock-Liedern" inspiriert ist. Zudem wechseln ab diesem Jahr die Orchster jährlich. Den Anfang macht das Gewandhausorchester Leipzig unter seinem Chefdirigenten Andris Nelsons. Außerdem gibt es ein neues "Abo to go", das nur vor Ort zu erstehen ist und drei Vorstellungen zu einem vergünstigten Preis anbietet. Natürlich gibt es noch weitere Programmhighlights - die volle Übersicht und weitere Infos finden Sie auf der Website der Osterfestspiele.
Auch das Programm für das kommende Jahr ist nun schon verkündet worden. Unter dem Motto "Vor mir der Süden" werden sich die Osterfestspiele 2024 um Italien drehen. So wird auch das römische Orchestra dell’ Accademia Nazionale di Santa Cecilia mit dem Chefdirigenten Sir Antonio Pappano zu Gast sein. Im Mittelpunkt die Oper „La Gioconda“ von Amilcare Ponchielli, in der zwei Klassikstars ihr Rollendebüt geben: Jonas Kaufmann als Enzo Grimaldo und, die umstrittene Anna Netrebko als Gioconda. Und auch im nächsten Jahr wird es zwei Abende mit Tanz und Elektro geben. Doch nun freuen wir uns zunächst auf die diesjährigen Festspiele, die am ersten April beginnen.