Liebe kann flüchtig sein wie ein sanfter Hauch, brennend wie eine Flamme oder ewig wie der Sternenhimmel. Seit Jahrhunderten inspirieren diese großen Gefühle Komponisten zu unvergänglichen Meisterwerken. Zum Valentinstag stellen wir Ihnen fünf klassische Kompositionen vor, die von der Liebe erzählen – voller Sehnsucht, Leidenschaft und Hingabe.
1816, in einer Zeit voller persönlicher Umbrüche, komponierte Ludwig van Beethoven seinen Liederzyklus An die ferne Geliebte (Op. 98). Er war damals bereits schwerhörig, fühlte sich einsam und unerfüllt in der Liebe.
Das Werk vereint sechs Lieder, die in einer Art musikalischem Strom miteinander verbunden sind. Die Texte des Dichters Alois Jeitteles erzählen von einem Liebenden, der sich die Natur zum Verbündeten macht – er singt den Winden, den Bergen und den Wolken sein Leid, damit sie es seiner fernen Geliebten überbringen.
Beethovens Melodien schwanken zwischen Hoffnung und Schmerz, zwischen inniger Verbundenheit und der unerträglichen Distanz. Wer sich auf diese Musik einlässt, spürt eine bittersüße Liebe, die so nah und doch unerreichbar bleibt.
Kein anderer Komponist steht so für romantische Klaviermusik wie Frédéric Chopin. Seine Nocturnes sind musikalische Gedichte, voller Anmut und Gefühl. Besonders das Nocturne Op. 9, Nr. 2 ist eine der bekanntesten und berührendsten Kompositionen, die je über Liebe geschrieben wurden.
Chopin, der oft kränkelte und von tiefer Melancholie erfüllt war, schöpfte seine Inspiration aus persönlichen Erlebnissen. Allen voran die Beziehung zu seiner große nLiebe, der französischen Schriftstellerin George Sand. Dieses Nocturne könnte eine musikalische Liebeserklärung sein – sanft, verträumt, mit einer Melodie, die sich wie ein inniger Blick zwischen Liebenden entfaltet.
Die Musik beginnt zart, wie das vorsichtige Annähern zweier Herzen. Doch dann blüht die Melodie förmlich auf, steigert sich, bevor sie am Ende in einem süßen Hauch vergeht – gleich einem zarten, flüchtigen Kuss.
Hector Berlioz war kein Mann der leisen Gefühle. Als er 1827 die irische Schauspielerin Harriet Smithson als Ophelia in Hamlet sah, war er von einem Moment auf den anderen besessen von ihr. Doch sie ignorierte seine Briefe und Avancen. Statt aufzugeben, verwandelte Berlioz seine brennende Liebe in Musik – und komponierte die Symphonie fantastique.
Dieses hoch emotionale Werk ist eine musikalische Erzählung voller Besessenheit, Rausch und Verzweiflung. Der erste Satz malt das Bild eines jungen Musikers, der eine Frau liebt, die ihn nicht beachtet. Ihr musikalisches Motiv kehrt in der gesamten Symphonie wieder – eine „Idée fixe“, die ihn verfolgt und sich unauslöschlich in seine Erinnerung brennt.
Doch die Liebe wird zur Obsession, die sich in dunkle Fantasien verwandelt. Der Musiker halluziniert einen Hexensabbat, in dem seine Geliebte ihn verspottet. Berlioz’ Musik ist glühend, fiebrig, ekstatisch – eine wilde Reise durch die Abgründe der Liebe, die an den Wahnsinn grenzt.
Ironischerweise heiratete Berlioz Harriet Smithson einige Jahre später tatsächlich. Doch wie seine Musik schon erahnen ließ, war ihre Ehe nicht glücklich.
Wenn es ein Werk gibt, das pure Leidenschaft in Musik verwandelt, dann ist es Tristan und Isolde. Richard Wagner ließ sich für seine Oper von einer alten keltischen Sage inspirieren, doch die Intensität dieser Musik kam aus seinem eigenen Leben: Er war damals unglücklich verliebt in Mathilde Wesendonck, die Frau seines Mäzens.
Die berühmte „Tristan-Harmonik“, die mit dem ersten Akkord beginnt, verharrt in einem Zustand ewiger Erwartung – die Musik löst sich nicht auf, sondern steigert sich immer weiter, bis in den Liebestod Isoldes, wo die Sehnsucht endlich zur Erlösung findet.
Diese Oper ist keine einfache Geschichte von Liebe, sondern ein wilder Taumel zwischen Verlangen und Bewusstseinsveränderung. Wer sie hört, kann nicht anders, als von diesem Strudel mitgerissen zu werden.
Richard Strauss komponierte seine Vier letzten Lieder, als er bereits spürte, dass sich seine Zeit auf Erden dem Ende zuneigte. Doch anstatt Abschied und Trauer zu vertonen, erschuf er eine Musik voll Wärme, Frieden und vor allem Liebe.
Das letzte Stück, Im Abendrot, basiert auf einem Gedicht von Joseph von Eichendorff. Es beschreibt ein älteres Paar, das gemeinsam auf eine Reise zurückblickt, die von Liebe erfüllt war. In der Musik schwingen Erinnerungen an Jugend und Leidenschaft mit, aber auch die Gewissheit, dass wahre Liebe den Tod überdauert.
Wenn die letzte Zeile erklingt – „Ist dies etwa der Tod?“ – verhallt die Musik, als ob sie sich sanft in die Ewigkeit auflöst. Es ist ein Abschied, der nicht traurig ist, sondern voll wahrer, unerschütterlicher Liebe.
Jede dieser Kompositionen steht für einen anderen Aspekt der Liebe: die Sehnsucht nach einer fernen Geliebten, die zarte Romantik eines nächtlichen Traums, das fieberhafte Verlangen einer obsessiven Leidenschaft, das alles verzehrende Feuer der Hingabe und schließlich diese eine wahre Liebe, die über das Leben hinausreicht.
Zum Valentinstag gibt es keine schönere Einladung als diese: Lauschen Sie diesen Melodien und lassen Sie sich von der Liebe durch die Musik verzaubern. Auf unserem Klassik Radio Select-Sender "Romantischer Abend" haben wir die berührendsten, romantischsten und einfach schönsten Stücke für Sie und ihre Liebsten vereint.