Heute startet der Vorverkauf beim weltweit ältesten Festival für alte Musik. Dabei hat das Programm einige Überraschungen in petto.
Bei der Vorstellung des Programmes gab es in diesem Jahr eine Überraschung: denn die große Festspieloper ist diesmal keine der rund 40 Opernwerke von Georg Friedrich Händel, sondern eine, die es in dieser Form noch nie gegeben hat. Es handelt sich um ein Pasticcio, eine Zusammenstellung von Arien und Werken, die Händel zwar für die Opern komponiert, jedoch nie verwendet hat, weil es z.B. Umbesetzungen gab. Auf sie stieß der künstlerische Leiter, George Petrou, als er begann, Händelopern auf CD aufzunehmen. Gemeinsam mit dem Regisseur Laurence Dale überlegte er dann, welcher literarische Stoff dazu passen könnte. „Sie sind dann über Balzacs “Sarrasine" gestolpert, die ja doch auch ganz spannend ist, weil sie spielt eigentlich in der Pariser Bürgerlichkeit um 1830, aber spiegelt immer wieder zurück in die Hochzeit des Barocks und der Zeit, in der Händel gewirkt hat. Dann haben sie sich dem genähert und überlegt, wie sie die Oper um- und die Arien einsetzen können und herausgekommen ist unsere Festspieloper „Sarrasine“, erklärt Jochen Schäfsmeier, der geschäftsführende Intendant.
Er erklärt weiter, dass das Pasticco eine Kunstform war, die in der Barockzeit gepflegt wurde und auch Händel selbst schon zwei Pasticci zusammengestellt hatte. Dabei beschränkten sich die Komponisten meist nicht auf eigene Arien, sondern liehen sich auch ungeniert Stücke von Kollegen aus. „Das galt damals nicht als urheberrechtlich kritisch, sondern es war eine Auszeichnung: wen man kopiert hat, den hat man verehrt.“
Doch zurück zur großen Festspieloper. Damit diese auch den Kleinen zugänglich gemacht wird, gibt es auch in diesem Jahr die große Familienfassung, in der Juri Tezlaff, Moderator des Kinderkanals, die Oper Kindern und Familien vorstellt. Ein Programmpunkt, den laut Jochen Schäfsmeier, auch gerne Menschen wahrnehmen, die dem Kindesalter längst entwachsen sind. Auch sonst halten die Händelfestspiele einiges für die Kleinen bereit: vom Babykonzert über einen Opern-Audiowalk auf dem Wall rund um Göttingen bis hin zu einer Playmobil Oper. Oft ist das Angebot selbst auch von Kindern gestaltet worden, die sich im Vorfeld der Festspiele bei „Händel4Kids!“, einem Programm, das in die Schulen kommt, vorbereitet und auch vorgearbeitet haben.
Doch auch für die Erwachsenen gibt es ungewöhnliche Formate und Locations: "Wir werden wieder mit dem „rollenden Georg“ durch die Region reisen, d.h. wir haben einen Lastwagen zu einer Bühne umgebaut und geben Pop-Up-Konzerte auf Marktplätzen, wir sind in einer Buchhandlung und in Kirchen und machen ein Sonnenaufgangkonzert am Kiessee", zählt Jochen Schäfsmeier auf. Zudem ist auch in diesem Jahr die Promidichte wieder hoch, mit Sopranistin Emőke Baráth, Tenor Juan Sancho, Sopranist Samuel Mariño, Flötist Erik Bosgraaf oder Dirigentin Dorothee Oberlinger, um nur einige zu nennen. Die Händelfestspiele 2024 zeigen, gemäß ihrem diesjährigen Motto „Kaleidoskop“, die Vielfalt und Schönheit von Händels Musik und warum sie bis heute so aktuell ist. Alle Infos auf der Website der Internationalen Händelfestspiele Göttingen.