"Ich sehe nur ein Abbild meiner selbst"

Carpe Diem"Ich sehe nur ein Abbild meiner selbst"

Mit "Carpe Diem" geben die evangelischen oder katholischen Kirchen immer montags bis samstags einen neuen Denkanstoß für Ihren Tag.

"Ich sehe nur ein Abbild meiner selbst"  Foto: Photo by Caroline Veronez on Unsplash

Ich sehe mich nie so, wie andere mich sehen

Ich sehe was, was du nicht siehst. Das könnte mein Gegenüber sagen, wenn er oder sie mich anschaut. Denn gleich ob ich einen Spiegel habe, mich in einer Fensterscheibe betrachte oder ein Foto von mir anschaue, ich sehe nur ein Abbild meiner selbst, niemals mich selbst. Ich werde mich niemals selbst so sehen, wie andere mich in dem Moment sehen, in dem sie mich anschauen. Das ist irgendwie verrückt. Andere sehen mehr in mir als ich selbst. Das gilt andersherum natürlich auch. Dieser Gedanke führt mich zu einem Satz aus dem Anfang der Bibel, da heißt es: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn.“

Ein besseres Miteinander

Mich selbst kann ich nicht ganz erkennen, aber in meinem Gegenüber kann ich den ganzen Menschen erkennen, so wie Gott ihn gemeint hat, im tiefsten Inneren des Menschseins. Der absolut gute Kern Gottes ist in diesem Menschen vorhanden und auch in mir. Mich macht das ehrfürchtiger vor dem Leben und ich wünsche mir, dass wir das gerade in Streitigkeiten und Auseinandersetzungen nicht vergessen: Jeder Mensch trägt Gott, seine Schönheit, seine Reinheit, seine Liebe in sich. Das wahrzunehmen und anzuerkennen, führt vielleicht zu einem besseren Miteinander. Ich wünsche es mir.

Carpe Diem - Gedanken zum Tag hören Sie Montags bis Samstag um 6:10 bei Klassik Radio.

Autor: Anja Kieser, radio m, für die evangelischen Kirchen. Sie wollen Kontakt zum Autor aufnehmen: kieser.carpediem@radio-m.de

10.03.2022

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