Spitzentenor Daniel Behle hat eine Operette rund ums Bier komponiert. Dabei schäumen Wortwitz und Ironie wie beim Gerstensaft.
Im Mittelpunkt steht ein Brauwettbewerb im Norden (!) Deutschlands. Durch den Tausch von Begebenheiten aus Nord- und Süddeutschland und dem Einflechten von Hinweisen auf andere Opern und historische Ereignisse ist daraus ein richtiges Feuerwerk an Humor entstanden. Doch wie kommt man auf so eine Idee? "Oft wird in der Operette Sekt, Champagner oder Prosecco getrunken, also eher Getränke für die oberen Zehntausend. Bier hat ja eine andere Konnotation und ich fand es sehr witzig, das einmal zu tauschen und Bier zu nehmen statt Sekt", erklärt Daniel Behle.
Es folgt ein wahres Feuerwerk an Wortwitz und Ironie. So taucht z.B. "die Wunde von Bernd" auf, bei das "Tor, Tor Tor!" auch die Bedeutung des Worts als Dummkopf einschließt. Denn es geht um Bernd, der verlassen wird von Senta. Die liebt, anders als Wagners Vorbild, die Berge statt das Meer. Dabei werden noch weitere berühmte Opern auf die Schippe genommen. Trotzdem muss man kein Insider sein, um die "Hopfen und Malz" zu verstehen, stellt Daniel Behle klar: "Diese ganzen Ironisierungen und Anspielungen auf berühmte Wagner-Opern oder andere romantischen Opern sind eigentlich nicht wichtig, um das Stück zu verstehen. (...) Aber die letzten Jahre habe ich in Bayreuth gesungen und bin dadurch unterschwellig wahrscheinlich auch sehr beeindruckt worden. (....) So gibt es das "Vodoo-Freibier" vom "Fahrenden Holländer" und das braut man dann in der "Wolfsbucht", also nicht der "Wolfsschlucht", so ist der Freischütz dann auch mit dabei".
Auch das Orchester durfte lachen - denn Daniel Behles Einfallsreichtum machte auch vor dem Klavierauszug und der Partitur nicht halt: Beim Geigensolo steht am Anfang nicht "Adagio", sondern "Neblig". Es folgt die "Braumeisterarie" statt der Baumeisterarie aus Mozarts "Entführung aus dem Serail". Sie stammt im Stück von "Horst Flens". Dessen Name leitet sich ab von "Der Lenz ist da" - daraus wird "Der Flens ist da". Schließlich geht es auf die Astra(l)ebene, mit Anlehnung an das Pils aus dem Norden.
Am Ende dann ist es Mama Cervisia, die die bierselige Gesellschaft zur Ordnung ruft, indem sie befiehlt: "Maß zu halten", woraufhin alle sich noch stärker an ihrem Maßkrug festhalten. Der Clou der Premiere war dann, dass Daniel Behles tatsächlich Mutter, die Opernsängerin Renate Behle als Mama Cervisia auftrat. Eine Oper also, süffig wie ein gutes Bier, mit Witz und teils hintersinniger Ironie, die die Klippen des Klamauks geschickt umschifft. Die nächste Vorstellung ist am kommenden Sonntag im Eduard-von-Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz im Erzgebirge.