Von Stanley Kubricks visionärer „2001: Odyssee im Weltraum“ bis zu Francis Ford Coppolas monumentalem „Apocalypse Now“ – die Filmmusik greift seit jeher auf die zeitlosen Meisterwerke der Klassik zurück. Entdecken Sie, wie Beethoven, Wagner und Co mit ihren unsterblichen Klängen die Art, wie wir Filme erleben, für immer verändert haben.
Die Entwicklung der Filmmusik ist tief in der klassischen Musik verwurzelt. Lange bevor die Gebrüder Lumière 1895 mit der Erfindung des „Kinematografen“ unsere Welt für immer verändern sollten, erzählten Opern und Ballette bereits kinoreife Geschichten. Und so wundert es kaum, dass die ersten Film-Soundtracks klassische Stücke waren. Die großen Komponisten, wie Beethoven, Mozart und Wagner, lieferten die musikalische Basis für die ersten großen Stummfilme. In den frühen Tagen des Kinos spielten Live-Orchester oder Pianisten diese klassischen Stücke, während der Film auf der Leinwand lief. Dabei hatte die Musik mehrere Aufgaben zu erfüllen: Sie überbrückte die Stille des Films, verlieh den Charakteren Tiefe und unterstützte die Handlung, wenn Dialoge noch nicht verfügbar waren. Wagners dramatischer und emotional aufgeladener Stil, insbesondere seine Technik des Leitmotivs, inspirierte viele frühe Filmmusik-Komponisten. Dieses Leitmotiv, bei dem eine bestimmte Melodie immer wiederkehrt, um mit einem Charakter oder einem Thema assoziiert zu werden, findet sich auch heute in Filmreihen wie „Star Wars“ oder „Der Herr der Ringe“ wieder.
Ein Meilenstein in der Geschichte der Filmmusik war die Arbeit von Max Steiner, einem österreichisch-amerikanischen Komponisten, der als einer der Pioniere des orchestralen Filmmusikstils gilt. In den 1930er Jahren revolutionierte er das Genre, indem er für Filme wie „King Kong“ (1933) und „Vom Winde verweht“ (1939) Musik komponierte, die speziell auf die Handlung und die Emotionen der Charaktere abgestimmt war. Diese Technik war damals neuartig und ebnete den Weg für viele der späteren Filmmusikgrößen wie Ennio Morricone oder Hitchcocks Haus-und-Hof-Komponisten Bernard Herrmann.
Der geniale Regisseur Stanley Kubrick („The Shining“) war es schließlich, der als einer der ersten Regisseure gezielt klassische Musik als eine Art anachronistischen Gegenpart zu den visuell modernen Bildern einsetzte. Seine Verwendung von Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra" in „2001: Odyssee im Weltraum“ war geradezu bahnbrechend. Eigentlich nur als provisorische Musik während des Schnitts genutzt, erwies sich die Wucht dieser Komposition als so perfekt für den Film, dass Kubrick den eigens dafür komponierten Soundtrack verwarf. Das berühmte Crescendo dieser Strauss-Komposition wurde so zu einem musikalischen Symbol für die Erhabenheit und das Mysterium des Weltraums.
Eine der am häufigsten zitierten Verwendungen klassischer Musik ist jedoch Wagners "Ritt der Walküren" in Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“. Hier wird das Stück, das ursprünglich für Wagners Oper „Die Walküre“ komponiert wurde, als martialischer Begleiter eines Helikopterangriffs auf ein vietnamesisches Dorf verwendet. Die mächtige, schneidende Musik verleiht der Szene eine fast übernatürliche Gewalt. Es entsteht eine beeindruckende Symbiose aus Musik und Bild, die das apokalyptische Grauen des Krieges noch eindringlicher macht.
Aber nicht nur die großen Dramen und Schlachtenepen haben sich klassischer Musik bedient. Komödien und leichtere Filme setzen ebenfalls auf berühmte Kompositionen, um die Handlung zu unterstreichen oder gar zu konterkarieren. Charlie Chaplins großartige Persiflage auf das Dritte Reich, „Der große Diktator“, verwendet etwa den berühmten „Ungarischen Tanz Nr. 5“ von Johannes Brahms und beweist auch hier wieder Chaplins meisterhaftes Gespür für Timing.
Ein kurioses Kapitel in der Geschichte der Filmmusik findet sich in Walt Disneys „Fantasia“ (1940), das als einer der ersten Filme klassische Musik in den Vordergrund rückte und bildlich umsetzte. Der Film basiert auf Werken von Bach, Beethoven, Tschaikowski und Dukas. Besonders Dukas' „Der Zauberlehrling“, visualisiert durch eine von den eigenen magischen Fähigkeiten überforderte Mickey Maus, wurde zu einem der frühesten und erfolgreichsten Beispiele für die Verschmelzung von Musik und Film und beeinflusste Generationen von Animationsfilmen.
Ein weniger bekannter, aber nicht minder beeindruckender Einsatz klassischer Musik findet sich in Terrence Malicks „The Tree of Life“ (2011), in dem Johann Sebastian Bachs „Toccata und Fuge in D-Moll“ eine sakrale Stimmung vermittelt. In einer Szene spielt Brad Pitts Figur auf einer Orgel, während sein Sohn den Blasebalg tritt – eine fast schon rituelle Darstellung von Vater und Sohn, die durch Bachs Musik auf eine universelle Ebene gehoben wird.
Von den Stummfilmen der frühen Jahre bis zu den bombastischen modernen Blockbustern hat die klassische Musik unser Filmerlebnis für immer tiefgreifend verändert. Heute greifen Komponisten auf das reiche Erbe dieser Werke zurück – nicht nur, um die Bilder auf der Leinwand zu untermalen, sondern auch, um das hörbar zu machen, was wir nicht sehen: Gefühle, Gedanken und Träume.