Die Konzert- und Opernhäuser, die Theater und auch die Kinos sind geöffnet, aber das Publikum ist weiterhin zögerlich.
40% weniger Besucher als vor Corona. Das ist die aktuelle Kino-Bilanz. Auch wenn große Blockbuster wie „Top Gun: Maverick“ und „Jurassic World“ zusammen gerechnet über drei Millionen Kinogänger angelockt haben, bleiben vor allem die kleineren, die Arthaus-Kinos leer. Wie kann man das ändern? Was für Ideen gibt es, die Filmfans wieder anzulocken?
Darüber haben wir mit Christine Berg gesprochen, sie ist die Vorstandsvorsitzende des Hauptverbands Deutscher Filmtheater und war in den letzten Tagen sowohl auf einem internationalen Filmkongress in Barcelona als auch bei der „Cinema Vision 2030“ in Berlin. „Bei beiden stand im Mittelpunkt, dass man ein Event kreieren muss. Es ging also um die Themen Kundenbindung und Marketing. Und es ging um die Gestaltung der Kinosäle. Natürlich gibt es weiterhin einen Raum mit einer großen Leinwand und einer tollen Soundanlage. Darüber hinaus sind aber auch Themen wie ein guter Service und gemütliche Kinosessel ein Thema. Der Wohlfühlfaktor der Kinogänger soll möglichst hoch sein“, erzählt Christine Berg.
Sowohl in Barcelona als auch in Berlin hat man sich mit den europäischen Kollegen ausgetauscht – und der Trend geht zum Event. Aus Amerika berichtete ein Independent-Kino von ihren Filmbezogenen Events. Als die Verfilmung von Stephen Kings Horror-Klassiker „Es“ in die Kinos kam, haben sich alle Zuschauer als Clown verkleidet. Es gab z.B. eine Open-Air-Veranstaltung, bei der - als die „Queen Mary“ in New York eingefahren ist - James Camerons „Titanic“ gezeigt wurde. Ganz besonders in Erinnerung bleiben dürfte ein Kinoabend bei dem die Besucher in einem Bassin in Boote gesetzt wurden und Steven Spielbergs „Der weiße Hai“ schauten. Speziell engagierte Taucher haben dann in den entscheidenden Momenten an den Booten gerüttelt…
Es gibt aber auch etwas weniger aufwendige Ideen. In Berlin hat ein Kino neulich einen Mitarbeiter als „Kino Concierge“ abgestellt, der nach der Vorführung mit den Besuchern über den Film gesprochen und weitere Empfehlungen und Tipps gegeben hat: „Also ein wirklicher Service vor Ort für Menschen, die gerne ins Kino gehen und die immer noch die „Eins-zu-Eins-Ansprache“ brauchen, weil das wirkliche Voreinander-stehen und Miteinander-sprechen für viele Menschen weiterhin enorm wichtig ist" , sagt Berg.
Wie man die Arthaus-Kinos wieder voll bekommen möchte und was es sonst noch für interessante Erkenntnisse aus den Konferenzen in Barcelona und Berlin gibt, das berichtet Christine Berg am Donnerstagabend ab 19 Uhr in unserer „Cinemashow“.
(28.06.2022 / F. Schmidt)