Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Pinakothek der Moderne können Besucher das Museum gemeinsam mit Streichquartetten erkunden.
Dahinter steckt der Verein "Festival 4" er möchte die Relevanz und die Schönheit von Streichquartetten in den Vordergrund rücken. Bei dem Projekt "Mensch - Klang - Raum -Moderne" bespielen insgesamt 6 Streicherquartette unterschiedliche Räume der Pinakothek der Moderne in München erklärt Dr. Ulrike Keil, die Vorstandsvorsitzende: "Wichtig ist es uns, dass die Zuschauer wirklich die Möglichkeit haben, sich selbst ihren Raum zu suchen, in dem sie zuhören möchten. (...) Das Publikum kann sich z.B. auch auf die Treppe setzen, wir haben auch Sitzkisten, oder stehen bleiben, dort wo sie meinen, es sei schön, zuzuhören."
Dabei spielen die sechs Streiquartette nicht gleichzeitig oder? "Nein", lacht Dr. Ulrike Keil, "das wäre ja die reinste Kakophonie". Die Ensembles spielen hintereinander, ungefähr 20 Minuten lang. So ist das erste Konzert z.B. unten vor der großen Freitreppe, es folgt ein Konzert in der Mitte des Museums etc. Doch es gibt auch zwei längere Pausen, in denen man sich in der Cafeteria des Museums stärken und ausruhen kann. "Es wird ein Streichquartett Marathon, aber sehr interessant und mit ganz viel neuer Musik", zieht Dr. Ulrike Keil das Fazit.
Auf dem Programm: Stücke, die sich mit dem Thema Klang und Raum beschäftigen. Deshalb z.B. auch Musik von George Crumb, dessen Partituren selbst wie grafische Kunstwerke wirken. Außerdem werden Streichquartette von Lisa Streich, Ursula Mamlok, Carolin Shaw, Sergej Newski, Steffen Wick, Jörg Widmann, John Adams und - auch sehr passend zum Jubiläum der Pinakothek der Moderne - Modest Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ – Framed in Jazz gespielt. "Wir haben bewusste versucht, die Quartette zu bitten: überlegt euch werke, die auch mit diesem Thema Klang und RAum experimentieren. Das sind sehr spannende Werke, die auch eher selten aufgeführt werden, so Dr. Ulrike Keil.
Doch nicht nur das Programm schafft Parallelen zum Museum - umgekehrt könnte auch die Pinakothek der Moderne ein musikalisches Werk sein, so Dr. Ulrike Keil: "Das wunderbare Gebäude von Stefan Braunfels, der ja selbst der Enkel eines Komponisten war, hat es ja selbst immer gesagt, dass seine Architektur wie eine Sinfonie von Bruckner sei. Das finde ich, ist sehr schön für uns, für die Musik. Denn die Bruckner-Sinfonien sind ja sehr gewaltig und ansprechend".
Stefan Braunfels, der ja selbst der Enkel eines Komponisten war, hat ja gesagt, dass seine Architektur wie eine Sinfonie von Bruckner sei.
Dr. Ulrike Keil, Vorstandsvorsitzende des Vereins Festival4
Neben dem Gebäude gibt es bei dem Konzert auch Videoinstallationen von Manuela Hartel zu sehen: "Das ist autonome Kunst, also wir wollen jetzt nicht mit den Installationen die Musik illustrieren, was ja manchmal auch gerne gemacht wird. Sondern es geht mehr um dieses "sich-einlassen" auf eine bestimmte Perspektive und sozusagen ins Innere horchen, eine Form von Kontemplation, was man ja auch der Musik nachsagt und das wird dann durch die Videoinstallationen noch verstärkt", erklärt Dr. Ulrike Keil.
Dabei lässt sich beim Thema des Projekts: "Mensch - Klang - Raum - Moderne" auch eine schöne Paralle zur Gesellschaft ziehen: "Der Klangkörper ist die Blaupause der Gesellschaft. Also es ist auch das Miteinander im Quartett eine Art Gesellschaftsform, die sehr solidarisch, aber auch autonom für den Einzelnen ist. Jeder ist wichtig: die zweite Geige ist genauso wichtig wie die Erste oder wie die Bratsche oder der Bass und sie müssen gemeinsam eine Sprache finden. Wenn das klappt, wäre das auch ein sehr schönes Gesellschaftsmodell", schließt Dr. Ulrike Keil.
Mehr Infos zum Konzert am Freitag, 09.12.22, in der Pinakothek der Moderne finden Sie hier.