Klassische Musik wider den tierischen Ernst? Ein genauerer Blick zeigt: Karneval und Klassik haben weit mehr gemeinsam, als man zunächst vermutet. Von Camille Saint-Saëns über Beethoven bis zu Robert Schumann, viele Komponisten ließen sich von der Leichtigkeit und Lebensfreude der närrischen Zeit anstecken. Hier sind fünf humorvolle Werke, die uns auf den Fasching einstimmen.
Le Carnaval des Animaux – oder auf Deutsch: Der Karneval der Tiere – von Camille Saint-Saëns war eigentlich ursprünglich als Scherz gemeint. 14 kleine Stücke, jedes einem anderen Tier gewidmet, lassen Elefanten durch den Saal trampeln, Schildkröten zur "Kanarienvogel-Polka" kriechen und den König der Löwen majestätisch brüllen. Der französische Komponist erweckt diese Tiere auf eine charmant-humorvolle Weise zum Leben und bietet damit ein kleines musikalisches „Bestiarium“. Der Clou? Saint-Saëns wollte das Werk nie öffentlich aufführen, vermutlich aus Sorge, als „unseriös“ angesehen zu werden. Er schuf aber damit eine Art Karneval im Taschenformat, den er humorvoll und federleicht mitten in die Klassik schob – ein bisschen wie ein Augenzwinkern des Komponisten an seine Hörer.
Nicolò Paganini, der Teufelsgeiger der Romantik, brachte die fröhliche Melodie des italienischen Volksliedes "Il Carnevale di Venezia" auf die Konzertbühnen und verwandelte sie in ein spektakuläres Variationswerk. Dieses Stück, das für seine atemberaubenden technischen Herausforderungen und humorvollen Passagen bekannt ist, entfesselt den Geist des Karnevals in seiner vollen musikalischen Pracht. Masken und Kostüme mögen die Menschen in Venedig verdecken, doch Paganinis Variationen lassen die Melodie mal verschmitzt, mal virtuos leuchten. Seine Interpretation des Liedes ist selbst wie ein musikalischer Maskenball – voller Überraschungen Virtuosität.
Robert Schumann und der Karneval am Rhein – eine Liebesgeschichte, die unüberhörbar ist. Mit seiner Rheinischen Sinfonie (1850) hat Schumann seiner Wahlheimat eine musikalische Liebeserklärung geschenkt. Inspiriert von der heiteren rheinischen Kultur, hat er eine Sinfonie geschrieben, die voll von festlichen und tänzerischen Elementen ist und den Geist des Karnevals förmlich atmet. Die Sinfonie, besonders der erste Satz, fängt die ausgelassene Fröhlichkeit der Rheinländer kongenial ein. Für Schumann war diese Komposition eine Art Hoch auf das Leben – und wer könnte das besser als ein eingefleischter Karnevalist?
Wolfgang Amadeus Mozart liebte das Vergnügen und den Spaß ebenso wie das Experimentieren mit Musik. Seine „Serenade Nr. 6 D-Dur“, die auch als „Serenata notturna“ bekannt ist, klingt, als hätte Mozart eine nächtliche Feier für die Ohren komponiert. Die Instrumentierung ist ungewöhnlich und wirkt fast wie eine Parodie auf die damals üblichen Serenaden: Das Zusammenspiel von Kontrabass, Pauken und Violinen ergibt einen leichten, fast tänzerischen Klang, der eine ausgelassene Nachtgesellschaft anklingen lässt. Mozart, selbst ein Freund von Festen und Gelagen, verleiht diesem Werk eine gewisse Leichtigkeit und Eleganz, die an die lockere Karnevalsstimmung erinnert – so wird die „ernste“ Klassik zum heiteren Erlebnis.
Und ein weiteres Mal Robert Schumann. Der Komponist, bekannt für seine fantasievollen Werke und seine Begeisterung für lebhafte, oft augenzwinkernde Musik, widmete sich dem Thema Karneval gleich noch ein weiteres Mal mit seinem Klavierzyklus "Faschingsschwank aus Wien" (1839). Diese Sammlung von Klavierstücken ist wie eine musikalische Karnevalsparade: bunt, lebendig und voller Überraschungen. Der Faschingsschwank sprüht vor Rhythmuswechseln und spielerischer Leichtigkeit, die das Publikum in die lebendige Wiener Faschingszeit entführen. Schumanns Werk ist ein musikalisches Abbild des ausgelassenen Faschingstreibens und transportiert den Hörer in das wilde Durcheinander einer karnevalesken Maskerade. Hier wird Schumanns Sinn für Humor hörbar, und das Werk ist bis heute ein amüsantes, virtuos spielerisches Vergnügen für Pianisten und Publikum gleichermaßen.