Mit "Carpe Diem" geben die evangelischen oder katholischen Kirchen immer montags bis samstags einen neuen Denkanstoß für Ihren Tag.
Der Mensch, das aufrechte Wesen. Prima! Im Tierreich bist du allerdings das beste Opfer. Alle können dich sehen. Schwups. Und weg bist du. Dafür hat der Mensch aber ein Bewusstsein für seine Sichtbarkeit. Er hat Ideen entwickelt, um trotzdem ganz gut überleben zu können. Wenn ich heute so durch die Social-Media-Kanäle geistere, werde ich den Verdacht nicht los, dass wir Menschen die Sache mit der Sichtbarkeit vielleicht auch ein bisschen übertreiben. Da zeigen viele Menschen nicht nur viel nackte Haut, sondern plaudern auch so munter aus dem eigenen Leben, fotografieren und posten, dass nichts mehr im Verborgenen bleibt. Totale Sichtbarkeit. Und um immer mehr Follower und Liker zu generieren, versuchen sie, immer mehr aufzufallen und herauszustechen aus der Masse.
Jesus hat zu seiner Zeit immer wieder Menschen zurückgeholt in eine Gruppe; Menschen, die aus der Gesellschaft herausgefallen, nicht mehr sichtbar waren, weil sie arm, krank oder verhasst waren. Er hat sich um die Unsichtbaren gekümmert, sie in die Gruppe geholt, weil sie Schutz bietet. Das ist immer noch eine Aufgabe. Aber vielleicht ist es auch eine Aufgabe, den allzu Sichtbaren, die Opfer schlimmer Anfeindungen, die depressiv und ausgenutzt wurden, einen Weg zurück zu zeigen in ein Geliebt- und Geliked-Sein, dass nicht von der Anzahl ihrer Follower abhängt. Das wäre sicherlich auch im Sinne Jesu.
Carpe Diem - Gedanken zum Tag hören Sie Montags bis Samstag um 6:10 bei Klassik Radio.
Autor: Anja Kieser, radio m, für die evangelischen Kirchen. Sie wollen Kontakt zum Autor aufnehmen: kieser.carpediem@radio-m.de
(08.04.2022)