Demonstranten, Buhrufe und Applaus: So war der erste Auftritt von Anna Netrebkos an der Staatsoper Unter den Linden.
Am vergangenen Freitag stand Anna Netrebko als Lady Macbeth in der Staatsoper Unter den Linden auf der Bühne. Bereits im Vorfeld hatte es Debatten darüber gegeben und es wurden Demonstrationen angekündigt. Der Sängerin wird vorgeworfen angeblich Vertraute des russischen Präsidenten Putin zu sein. Bisher hat sich die Sopranistin noch immer nicht zum Krieg und Putin geäußert.
Jetzt stand Netrebko trotz aller Vorwürfe in Berlin als Macbeth in der gleichnamigen Verdi-Oper auf der Bühne. Bereits Anfang des Monats wurden diesbezüglich Proteste angekündigt. Hinzu kommen eine online Petition mit bisher mehr als 37.000 Unterschriften, so wie mehrere offene Briefe ukrainischer Aktivistinnen und Aktivisten. Trotzdem entschied sich die Staatsoper dazu, die drei Auftritte Netrebkos nicht abzusagen. Der Intendant Matthias Schulz erklärte vergangenen Donnerstag, dass Anna Netrebko mittlerweile eine pro-ukrainische Position vertrete und eine “zweite Chance” verdient habe. Diesbezüglich sei anzumerken, dass die Sängerin keine Engagements in Russland selbst angenommen hatte und dies auch nicht plant. Der Intendant sagte: "Es ist, denke ich, auch ein sehr wichtiges Zeichen, dass Anna Netrebko auf so einer Bühne, die so klar ukrainisch positioniert ist, singt."
Am Freitag versammelten sich circa 150 Aktivistinnen und Aktivisten mit ukrainischen Fahnen und Protestschildern vor dem Eingang des Gebäudes. Das Publikum der Oper wurde von der Polizei geschützt, sah sich trotzdem mit Rufen und Pfiffen der Demonstrantinnen und Demonstranten konfrontiert. Im Opernsaal selbst gab es nach den ersten Arien Netrebkos gleichermaßen Applaus wie hervorstechende Buhrufe. Im Laufe des Abend überwiegte allerdings der Applaus.